Das schönste Konsumobjekt: Der Körper

Screenshot des Artikel über Paul Smith Fashion Show auf Elle.de

Bei der Fashionshow geht es viel mehr als nur um Kleidungsstücke: Schlanke Körper, die einen Lebensstil präsentieren. Screenshot des Artikels über Paul Smith Fashion Show in London 2015 auf Elle.de

Im Sortiment des Konsums gibt es ein Objekt, dass schöner und wichtiger erscheint, als jedes andere Objekt jemals zuvor: Der Körper! Geht man auf Elle.de werden den Lesern und Leserinnen Kleidungsstücke, Kosmetikprodukte sowie Hilfestellungen und Anleitungen angeboten, welche den Konsument_Innen zu einem besseren Lebensstil verhelfen sollen. Einige Klicks weiter landet man auf Artikeln, die einem den Umgang mit dem eigenen Körper erläutern: Zum einen, wie er athletischer und gesünder wird. Zum anderen klären einige Artikel über angebliche Fehler und Irrtümer rund ums Thema Körper auf. Als Konsument_In wird man das Gefühl nicht los, als sei man im Alltag falsch mit seinem Körper umgegangen. Die Auffassung, dass ein Körper mehr als nur ein reines Begierdeobjekt sei, wurde erweitert durch die Annahme, dass der Körper nun als funktionalistisches Objekt gesehen wird, an dem gearbeitet werden muss, um ihn zu verbessern.

Der natürliche Körper scheint nicht mehr adäquat und hinreichend zu sein, er muss mit Cremes gestrafft, mit der richtigen Kombination von Kleidungsstücken langgestreckt, verdünnt oder verformt werden – oder zumindest so aussehen. Eine optische Verlängerung der Beine oder eine schlankere Taille sind nur zwei Beispiele, welche man auf Elle.de finden kann. Besonders hoch im Sortiment des Körpers scheint die Kombination von Jugendlichkeit und Schlankheit. Es scheint so, als seien alternde Gesichter oder übergewichtige Körper besonders unbeliebt bei den Konsument_Innen. Besonders ein komprimiertes Körpermaß wird als eine der relevantesten Eigenschaften des Körpers beschrieben, was die Vielfalt der Artikel übers Schlanksein, Schlankwerden und Schlankaussehen erahnen lassen. In diesem Zusammenhang ist kaum noch vorstellbar, dass noch vor einigen Jahrzehnten Fettleibigkeit als ein anzustrebendes Ideal angesehen wurde. Der französische Soziologe Jean Baudrillard beschäftigt sich mit diesem hin-und her, der Fokussierung des Körperumfangs. Er stellt dar, dass eine poststrukturalistische Zeichenlogik diese Obsession der Körpermaße in der Konsumgesellschaft sichtbar macht. Baudrillard stellt fest:  „Kann es sein, dass in einer Gesellschaft des Überkonsums (an Nahrungsmitteln) die Schlankheit per se zu einem distinktiven Zeichen wird? Selbst wenn die Schlankheit der Abgrenzung von allen früheren Kulturen und Generationen, von den bäuerlichen und den unteren Klassen dient, müssen wir noch bedenken, dass es keine distinktiven Zeichen als solche gibt, sondern nur formal geschätzte Zeichen, […] die einander als distinktive Zeichen ablösen und zur Erneuerung des Materials abwechseln […].“[1]  Deshalb gilt es für Konsument_Innen, den Körper mit Hilfe von Diäten aus ästhetischen Gründen her zu überwachen, damit er dieser Überflussgesellschaft nicht verfällt. Für Konsument_Innen bedeutet dieses Verhalten, dass ein natürlicher Umgang mit dem Körper unzureichend ist und sie erklärt bekommen müssen, wie man den Körper im Alltag richtig einsetzt und welcher Lebensstil als erstrebenswert gilt. Fest steht, dass der Körper als Konsumobjekt im Alltag wichtiger erscheint, als jemals zuvor. Er wird es bleiben, solange es Mode und Lebensstile gibt, die es zu verkaufen gilt.

Fußnote:

[1] Kai-Uwe Hellmann(Hg.)/ Dominik Schrage (Hg.): Jean Baudrillard: Konsumsoziologie und Massenkultur. Ihre Mythen, ihre Strukturen. Berlin 2015, hier: S. 208.

Literaturnachweis:

Hellmann, Kai-Uwe/Schrage, Dominik(Hg.) Jean Baudrillard: Konsumsoziologie und Massenkultur. Ihre Mythen, ihre Strukturen. Berlin 2015.

Bildnachweis:

http://www.elle.de/paul-smith-fashion-week-london-2015-258583.html?ref=258579 [Letzter Zugriff 01.04.2016]

Internetquellen:

http://www.elle.de/fashion-die-machen-lange-beine-long-leg-looks-190951.html [Letzter Zugriff 01.04.2016]