LOOK AT ME! – Das Schaufenster eines der ältesten Werbemedien

Part I

 

Andy Warhol und Dali haben schon Schaufenster gestaltet. Heute heuern noch die wenigsten Unternehmen kreative Dekorateure an. Doch wer es sich dann doch traut, im Schaufenster Geschichten zu erzählen und  somit Begehren zu wecken statt nur langweilig Produkte zu präsentieren, hat eine große Chance aus  vorbeilaufenden Passanten neue Kunden zu machen. Man kategorisiert fünf verschiedene Schaufenstertypen: Sortiments -und Gemischtfenster, Markenartikelfenster, Stapelfenster, Informationsfenster und Phantasie-,Ideen- oder Imagefenster.

Das Schaufenster, das sich die Jeans-Firma Diesel vor drei Jahren in Berlin von der Stuttgarter Agentur Liganova gestalten ließ, sah aus wie ein verwüstetes Wohnzimmer. Die Gardinen hingen auf halb sieben, Stühle waren auseinander gebrochen und zerstört, die Glasvitrine eingeschlagen. Überall lagen kaputte Gegenstände herum, von Staub und abbröckelden Putz bedeckt, und irgendwo dazwischen konnte der Passant vielleicht auch die ein oder andere  Jeanshose entdecken.

Der Witz an dem Konzept lag in der Interaktion mit den Passanten. Die konnten von außen per Knopfdruck das Chaos umgestalten, beispielsweise Stühle umkippen und/oder Bildröhren einschmeißen. Wer das besonders gut machte, wurde anschließend ins Geschäft gelockt und mit einem kleinen Goodie belohnt. Für Diesel eine anscheinend sehr lukrative Marketingstrategie, wie sich herausstellte. Angeblich kamen zu dieser Zeit 200 Mal so viele Menschen in den Store wie sonst.

Was es sich Unternehmen kosten lassen, ihre Schaufenster derart aufwendig zu gestalten, darüber  wird nie gesprochen.  Aber es sollte eine ordentliche Summe sein. Immerhin leben ganze Agenturen gut davon, sich ausschließlich mit den Marketingkonzepten von Schaufenstern  und dessen Stores zu beschäftigen.

So auch die Akzente Group in München. Sie arbeitet für Kunden wie Karstadt, Gucci, Hugo Boss und Armani und hilft den Häusern dabei ein „Drehbuch“ zu erstellen, sprich: die Geschichte hinter der Marke zu erzählen und ihre Handschrift im Schaufenster zu entwickeln.

Ein Label wie Hugo Boss z.B. hat oft symmetrischen Formen im Schaufenster stehen, „um den Clean Chic  Look zu betonen“. Denn das Schaufenster ist die Visitenkarte, denn der erste Eindruck entscheidet oft darüber, ob der Passant den Laden betritt oder nicht.

Umso mehr kann man darüber erstaunt sein, dass uns beim Window Shopping  heutzutage so viel Langeweile begegnet, denn um ehrlich zu sein existiert eine richtige Schaufensterkultur hierzulande gar nicht mehr,  denn die Unternehmen unterschätzen die Kraft ihrer Schaufenster  und vernachlässigen sie regelrecht. Für viele ist das Schaufenster einfach zur Pflicht geworden. Nach dem Motto: wir müssen die Scheibe irgendwie füllen. Anstatt zu sagen: Wow, wir haben hier eine tolle Möglichkeit uns zu präsentieren und neue Kunden an Land zu ziehen.

Äußerst gelungen sind auch die Marketingkonzepte von Unternehmen wie Swarovski oder Tiffany. Tiffany hat z.B.  einmal in New York eine ganze Wüstenlandschaft in Szene gesetzt. Eines der Schaufenster des Juweliers wurde mit Sand aufgeschüttet, hübsch ausgeleuchtet, und mittendrin war ein Diamantencollier versteckt. Schmuck und Dreck – Das war ein echter Hingucker und lockte garantiert  viele Kunden an. Swarovski verführt jedes Jahr zur Winterzeit mit Eislandschaften, in den Eiszapfen von der Decke hängen und Eisskulpturen zwischen Diamanten  aussehen, als tanzten sie.

Unternehmen, die besonders in ihre Schaufenster investieren, bewegen sich fast immer jenseits der reinen Produktpräsentation. Je nach Saison und Markenpräsentation gibt es verschiedene Botschaften. Im Rhythmus von etwa vierzehn Tagen werden die Schaufenster der Stores und Kaufhäuser neu gestaltet. Wobei die meisten großen Kaufhäuser  eng mit der Dekorationsabteilung des jeweiligen Labels zusammenarbeiten.

Literaturverzeichnis: