Das Frauenkorsett – eine Selbstverständlichkeit?!

Frauen haben heutzutage eine große Auswahl an Unterwäsche in Bezug auf Form, Farbe und Funktion. Das war nicht immer so. Bis ins 20.Jahrhundert war es vornehmlich Männern bestimmt, Unterhosen zu tragen, was mit gesundheitlichen und moralischen Argumenten begründet wurde[1] und es dauerte einige Zeit, bis sich die Frauen das Tragen von Unterhosen erkämpft hatten.

Anders steht es mit dem Korsett. Es wurde bereits „Ende des 16. Jahrhunderts in ganz Europa eingebürgert. Es gehörte zum Obergewand der höfischen Frauenkleidung.“[2] Insofern besteht, zwar ähnlich wie beim Mann, aber weitaus verbreiteter und bekannter, schon eine lange Tradition des Korsetttragens bei der Frau. Im bürgerlichen Zeitalter um 1900 war das Korsett Ausdruck einer bestimmten Rolle und Haltung der Frau. Es hielt den ‚schwachen Körper‘ der Frau, machte sie aufrecht und respektabel und schränkte sie gleichzeitig in ihrer Bewegungsfreiheit so ein, dass ihre Rolle als Hausfrau und eben nicht als ein in Freiheit lebendes Wesen, festgeschrieben wurde.

Heutzutage wird das Korsett eher benutzt, um aufzufallen, wie beispielsweise Madonna, die es bei verschiedenen Konzertauftritten trägt. Oder in der Burlesque-Szene, wo es als erotisches Utensil die Show bereichern soll. Genauso wird es als ein Bestandteil des Hochzeitskleides verwendet. Das Korsett spielt ein Rolle als: erotisches Utensil, historisches Kostüm oder als medizinische Anwendung[3]. Das sind heutzutage die häufigsten Gründe, ein Korsett zu tragen. Doch im Alltag des 21. Jahrhunderts ist es weder beim Mann noch bei der Frau wirklich zu finden. Das mag unter anderem am derzeitigen Trend zu Sportlichkeit und Natürlichkeit liegen, dem die einschränkende Tragemodalität des Korsetts entgegen steht. Außerdem wird das Korsett derzeit meist in erotischem oder historischem Zusammenhang dargestellt, was das Tragen in der Öffentlichkeit erschwert. Auch für den Mann gibt es ein Angebot an Korsetts, auf die er zurückgreifen kann. Es finden sich im Internet viele Onlineshops mit vielfältigen Angeboten. Insofern scheint es eine Gleichstellung mit der Frau zu geben, allerdings erscheinen die Vorbehalte gegen das Männerkorsett in der Gesellschaft recht groß und die allgemeine Wahrnehmung des Korsetts ist auf eine Weise determiniert, die es der Frau sicherlich leichter macht, ein Korsett zu tragen.

Doch da die Modewelt sich ständig neu erfindet und häufig alte Trends wieder aufgegriffen werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Korsett eine neue Blüte bei Mann und Frau erfährt. Doch ob es sich dann im Alltag bewähren wird, bleibt fraglich.

 

[1] Vgl.. Zander-Seidel, Jutta: Kleiderwechsel. Frauen und Männerkleidung des 18.- bis 20. Jahrhundert. Verlag des germanischen Nationalmuseums. Nürnberg 2002. S. 102.

[2] Glaser, Evelyn: Von Hemden und Miedern. Zur Geschichte der weiblichen Unterwäsche. In: Christel Köhle-Hezinger/Gabriele Mentges (Hg.): Der neuen Welt ein neuer Rock. Studien zu Kleidung, Körper und Mode an Beispielen aus Württemberg. Stuttgart 1993, S. 210.

[3] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Korsett