Das Männerkorsett – ein Stück Gleichberechtigung?

Das Korsett ist ein Kleidungsstück, das zur Gattung der Unterwäsche gehört. Laut Duden wird es als ein Kleidungstück beschreiben, „das mit festen Stäbchen versehen ist und durch Gummieinsätze oder Schnürung den Körper in eine bestimmte Form bringt […]“[1]. In der öffentlichen Wahrnehmung, die von Werbung, Kultur und historischen Erzählungen geprägt ist, scheint das Tragemonopol des Korsetts bei der Frau zu liegen. Auch mit Blick auf die Forschungsarbeiten auf dem Feld der Unterwäsche, liegt die Frauenunterwäsche quantitativ weit vor der der Männerunterwäsche. Die Gründe dafür sind vielfältig, sollen hier aber nicht im Mittelpunkt stehen. Vielmehr soll in diesem Beitrag ein Blick darauf geworfen werden, welche Rolle das Korsett beim Mann in der Vergangenheit und heute spielt.

Bereits im 18. Jahrhundert gab es die sogenannte Schnürbrust für Männer und Knaben, die sowohl aus modischen als auch aus medizinischen Gründen getragen wurde. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam das Männerkorsett auf den Markt. Es sollte ein Hilfsmittel sein, um dem  damaligen Schönheitsideal des Biedermeier zu entsprechen, welches  eine schmale Taille forderte. Außerdem trug der Mann es üblicherweise beim Militär, der Jagd oder bei schwerer körperlicher Arbeit. 1914 sorgte ein sogenannter Tangogürtel dann weiterhin für eine gute Figur im Abendanzug. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden Korsetts mit Metallstäben, die um Hüfte und Taille geschnürt wurden, welche den Bauch hineindrücken und die Brust herauswölben sollten.[2] Die Frau eines Konditormeisters sagte im Jahre 1902 „Mein Mann hat ein Korsett getragen, er hat es für den Bauch gebraucht. Die Männerkorsetts waren wie die Weiberkorsetts, nur kürzer[…].“[3]

Im 21. Jahrhundert ist die Verbreitung des Korsetts unter Männern rar, jedoch zeigt sich beim Stöbern auf verschiedenen Plattformen, Foren und Online-Shops im Internet, dass es doch eine gewisse Nachfrage nach Korsetts zu geben scheint. Die meisten bedienen den Wunsch einer schlankeren Körperform oder dem Verbessern von Körperhaltungsproblemen.[4] Ebenso wie bei der Frau, gibt es auch hier einen Kreis von Fetischkunden.[5] Fragt man Frauen auf der Straße nach ihrer Meinung oder besser gesagt nach ihrem Geschmack im Bezug auf Männerkorsetts, so scheint es große Vorbehalte dagegen zu geben. Es wird als unmännlich und unnötig empfunden und häufig mit Frauenkleidung konnotiert. Möglicherweise spielen Rollenschemata und eine symbolisch geschlechtliche Aufladung dieses Kleidungsstücks dabei eine Rolle. Und welche Beziehung pflegen das Korsett und ‚seine‘ Frau? Um hierauf eine Antwort zu bekommen, lies meinen Blogeintrag: Das Frauenkorsett – eine Selbstverständlichkeit?!

Quellen:

[1] http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Korsett+%5BKorsage%5D

[2] Vgl.Jutta Zander-Seidel: Kleiderwechsel. Frauen und Männerkleidung des 18- bis 20 Jahrhundert. Verlag des germanischen Nationalmuseums. Nürnberg 2002. S. 110f.

[3] Almut Junker, Eva Stille: Die zweite Haut. Zur Geschichte der Unterwäsche 1700-1960. Kat.Frankfurt 1988. S. 368, Abbildung S. 286.

[4] http://de.aliexpress.com/w/wholesale-men-corset.html

[5] http://www.ab-versand.de/Fuer-Mami/Body/Maennerkorsett.html