Fit für den Strand?! Dieser Slogan auf dem Cover einer Modezeitschrift für Frauen, macht mir sofort ein schlechtes Gewissen. Automatisch projiziere ich diese Frage auf meinen Körper und gestehe mir ein: „Naja, da lässt sich sicher noch etwas machen.“ und im selben Moment frage ich mich: „Wieso denke ich überhaupt so?“Das hat einen simplen Grund. Schönheitsnormen werden in unserer Gesellschaft durch physische Körpermerkmale definiert. Jugendliches Aussehen, ein durchtrainierter Körper und eine straffe makellose Haut beschreiben die Schönheitsideale der westlichen Gesellschaft, an denen sich Frauen unterschiedlicher Altersklassen orientieren. Diese Ideale stehen für Aktivität und Vitalität und lassen keinen Platz für Normabweichungen. Verstärkt wird dieser Druck der optischen Anpassung von der Kosmetik- und Schönheitsindustrie. Anti-Aging Produkte, Botox oder plastische Eingriffe sollen Alterszeichen der Haut bekämpfen und möglichst lange hinauszögern. Alternde Haut, wie Falten und Altersflecke, wird damit automatisch als etwas Negatives dargestellt. Die Haut und der Körper müssen geformt werden, damit frau ihr jugendliches Äußeres möglichst lange beibehalten kann, um so ihren Platz in der Gesellschaft zu sichern[1].Aus biologischer Sicht fängt die Haut bereits ab dem 25. Lebensjahr an zu altern[2]. Die Durchblutung der unteren Hautschichten funktioniert nicht mehr so gut und die Produktion der Eiweißstoffe, wie Elastin und Kollagen, welche als Wasserspeicher die Haut polstern und straffen, nimmt ab[3]. Dadurch wird die Haut schlaff und trocken. Aber auch äußere Einflüsse lassen Altersfalten entstehen. Dabei spielen beispielsweise Ernährung, Stress und Sonneneinstrahlung eine entscheidende Rolle. Um die vermehrte Faltenbildung im Alter vorzubeugen, wird eine vitaminreiche Ernährung empfohlen. Außerdem sollte man auf ausreichend Schlaf achten, die ungeschützte Haut keiner langen Sonneneinstrahlung aussetzen und auf den übermäßigen Konsum von Zigaretten verzichten[4]. Diese Anti-Falten-Tipps spiegeln die körperliche Normvorstellung (gesundes und vitales Körperbild) der modernen westlichen Gesellschaft wider, aber auch die sich veränderte Lebensweise der Menschen heute. Sie leben bewusster, indem sie Sport treiben, auf eine gesunde Ernährung achten, um auch im fortgeschrittenen Alter Fitness und Jugendlichkeit ausstrahlen zu können.
Anti-Aging- Produkte, Botox, Laser und Skalpell versuchen heute, dem Alter die Falte zu nehmen. Ziel der Schönheitsprodukte und -behandlungen ist es, die alternde Haut in eine jugendliche Version ihrer selbst zurückzuversetzen, beziehungsweise das jugendliche Aussehen der Haut möglichst lange beizubehalten. Bei dem Besuch eines Schönheitschirurgen wird frau automatisch als Patient bezeichnet, das Alter und die Falte also zu einer Art Krankheit erklärt, die es zu heilen gilt[5]. Verdeutlicht wird dieses Verständnis auch durch die Werbung in Printmedien oder dem Fernsehen. Hier lächeln einem junge Frauen mit einer glatten, straffen Haut entgegen und werben für eine Anti-Falten-Creme mit dem Slogan: Vergessen Sie ihr Alter. Sie haben keine Falten, die es verraten.[6] Die Werbung vermittelt dabei eine klare Botschaft: Wer schön sein will, muss jung sein. Mittlerweile gibt es aber auch Gegenbewegungen, welche dieses Schönheitsideal in Frage stellen. Die Marke Dove wirbt für seine Pro Age-Linie mit älteren Models, wodurch das Schönheitsideal nun auch einen alternden Körper umfasst. Models mit Falten und grauen Haaren sind mittlerweile auch auf den Laufstegen zu finden[7]. Unser Verständnis von weiblicher Schönheit sollte nicht mehr länger an gesellschaftliche Normvorstellungen gebunden sein. Eine Norm entsteht, wenn die Mehrheit der Menschen einer Gesellschaft zu einem bestimmten Thema dieselbe Meinung herausgebildet hat. Es ist schwierig, nachfolgend diese Norm innerhalb dieser Gruppe von Menschen zu verändern, oder sich von ihr zu distanzieren. Deshalb ist es notwendig, dass eine neue Gruppe von Menschen innerhalb unserer Gesellschaft Normen schafft und verbreitet, die sich an einem neuen Schönheitsbild der Frau orientieren. Nicht an jugendlichem Aussehen und straffer Haut, sondern an der Individualität der Frau – egal ob mit grauem Haar oder Falten.
[1] Vgl. Höppner, Grit: Alt und Schön. Geschlecht und Körperbilder im Kontext neoliberaler Gesellschaften, Wiesbaden 2011, S. 46. [2] Vgl.: Vgl. Fiedler, Kathrin; Lehmann-Kilic, Christine: „Ich werde nie älter als 28 aussehen und es wird Donald ein Vermögen kosten. Zur Leugnung von Alter in der ästhetischen Chirurgie. In: Grauzonen. Ethnographische Variationen über die letzten Lebensabschnitte, hg. von Friedemann Schmoll, Tübingen 2002, S. 67. [3] Vgl. Ebd. S. 67ff. [4] Vgl.: Janning, Martina: Faltenglätter – Wundermittel oder Märchenstoff? In: Stern online, URL: http://www.stern.de/gesundheit/haut/aesthetik/anti-aging-faltenglaetter—wundermittel-oder-maerchenstoff–3754406.html, Datum des letzten Zugriffs: 22.07.2015. [5] Vgl. dazu auch: Fiedler, Kathrin; Lehmann-Kilic, Christine, 2002, S. 73. [6] Vgl.: Ebd. S. 233. [7] Iris Apfel (93) beispielsweise modelt für die Schmuckmarke Alexis Bittar und Eveline Hall (69) modelte bereits für Jean Paul Gaultier. Zudem gibt es Modelagenturen, welche sich auf die Vermittlung von Senioren- Models, auch „Best Ager“ (+45) genannt, spezialisiert hat. |