Der Reiz des Verborgenen?

Unterwäsche in Zeiten der ständigen Präsenz von Nacktheit

 

Heutzutage ist Nacktheit weit normaler als das Mitte des vergangenen Jahrhunderts noch der Fall war. Sie begegnet uns fast täglich und ist überall zugegen, ob in Zeitschriften oder in Vorabendserie. Deutschland ist im internationalen Vergleich ein sehr liberales Land, was den Umgang mit Nacktheit angeht; schon im Vergleich zu den USA wird dies sehr deutlich. Bei amerikanischen Liebesszenen behält die Frau meist ihren BH an, wohingegen man bei uns schon nachmittags um Drei eine entblößte Brust sehen kann. Hat diese dauerhafte Präsenz des Nackten unsere Vorstellung von dem, was Erotisch ist, verändert? Wenn wir ständig mit nackten Körpern konfrontiert sind, ist es dann für uns noch etwas Besonderes den eigenen Partner unbekleidet zu sehen? Hat Unterwäsche dadurch ihren Reiz verloren?

Meiner Meinung nach bestärkt der offene Umgang mit Nacktheit eher die verführerische Wirkung von Unterwäsche. Natürlich bleibt es immer noch ein besonderes Erlebnis, sich gegenseitig nackt zu sehen, doch könnte man denken, es sei verlockender nicht gleich Alles zu sehen, sondern noch etwas im Verborgenen zu lassen. So nutzen auch viele Wäschehersteller den Reiz des Verborgenen, indem sie Unterwäsche fertigen, die ein wenig transparent ist, aber dennoch den Körper bedeckt und somit genug Raum für die Fantasie lässt. Auch ist das Ausziehen ein wichtiges Element des Liebeslebens und macht damit auch Wäsche zu einem Bestandteil davon.

Meine Umfrage ergab, dass sich Männer immer über verführerische Dessous an ihrer Freundin freuen, diese Tatsache bestätigt die Annahme, dass Unterwäsche immer noch ein wichtiger Bestandteil einer Partnerschaft ist. Auch hat sich herausgestellt, dass bei sexy Unterwäsche das Material ebenfalls eine große Rolle spielt. So gaben alle Befragten auf die Frage, was für sie verführerische Wäsche ist, an, dass Dessous aus Spitze diese Eigenschaft erfüllen würden. Was zum einen daher kommen mag, dass Spitze bei der Wäscheproduktion häufig verwendet wird, andererseits liegt es daran, dass es sich gerade durch seine semi Transparenz von anderen Materialien abhebt. Gerade diese halbe Transparenz macht dabei den Reiz aus, da sie vermuten lässt, was sich darunter verbirgt, aber eben nicht gleich alles preisgibt und somit der Part des Ausziehens immer noch bleibt.

Auch zeigte sich bei meiner Umfrage, dass Männer oftmals mehr Gefallen an Slipformen haben, die mehr verdeckten als andere, die aus weniger Stoff gefertigt werden. So gab keiner der von mir Befragten an, Strings besonders verführerisch zu finden. Das mag natürlich an den einzelnen Personen oder auch an den Vorlieben ihrer Partnerinnen liegen, trotzdem waren die Antworten „Hipster“ oder „Panty“ hier am verbreitetsten. Diese Schnitte verdecken mehr und vermutlich fühlen sich gerade Frauen mit weiblicheren Figuren darin wohl. Dieses Wohlbefinden strahlen sie dann auch nach außen aus und wirken dadurch noch attraktiver. Somit bieten Dessous also auch einen gewissen Schutz, das Ausziehen kann deswegen auch als Vertrauensbeweis gewertet werden.

Festzuhalten ist also, dass trotz der dauerhaften Präsenz von Nacktheit, Unterwäsche immer noch einen hohen, wenn nicht sogar dadurch einen noch höheren Stellenwert beim Thema Verführung hat. Manchmal scheint es reizvoller zu sein, herauszufinden, was sich unter der Wäsche befindet, als gleich damit konfrontiert zu werden. Dadurch wirken weibliche Körper vielleicht nochmal ein bisschen anziehender, wenn sie in verführerische Spitze gehüllt sind, als wenn sie einfach nur nackt präsentiert werden.