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Bunt, bunt, bunt sind alle meine Kleider – Welche Rolle spielen Lieblingsfarben in unseren Kleidungsverhalten?

Wenn man einen Blick in den eigenen Kleiderschrank wirft, fällt einem auf, dass es eine oder vielleicht sogar mehrere Farben gibt, die den Gesamteindruck deutlich dominieren und häufiger vertreten sind als andere. Oft gibt es sogar Farben, die gar nicht oder kaum vorzufinden sind. Doch woran liegt es, dass wir in unserem Mode- Kleidungsverhalten Lieblingsfarben haben und welche Rolle spielt die Lieblingsfarbe bei der Wahl unserer Kleidung?

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Rote Männermode.

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Beige Frauenbekleidung.

Wenn man mit Menschen allgemein über ihre Lieblingsfarben redet, fällt auf, dass sich das Gespräch häufig auf die Farbe der Kleidung fokussiert. Oft wurde bei den Gesprächen, die ich zum Thema Lieblingsfarbe geführt habe, gleich darüber geredet, welche Farben man am liebsten trägt, welche man überhaupt nicht mag und wie viele Kleidungsstücke man in einer speziellen Farbe besitzt. Einige der Befragten haben eine Farbe, die sie in jeden Fall bevorzugen, andere haben sogar mehrere Farben, die sie als Lieblingsfarbe ihrer Kleidung bezeichnen. Oft sind dies leuchtende, auffällige Farben wie Türkis, Rot, Blau oder Grün, diese werden dann mit dezenten Farben wie Schwarz, Grau oder Beige kombiniert.

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Kleidung in Türkis.

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Rote Frauenmode.

Beim Einkaufen neuer Kleidungsstücke und modischer Accessoires wird bewusst immer wieder zu den Lieblingsfarben gegriffen. Beim Durchstöbern und Öffnen der jeweiligen Kleiderschränke wurde schnell klar, dass nicht nur die Kleidung, sondern auch passende Accessoires wie Tücher, Taschen, Schuhe und Schmuck in dieser Farbe vorzufinden sind. Wichtig ist, dass die Garderobe farblich aufeinander abgestimmt ist. Bei der Lieblingsfarbe der Kleidungsstücke, handelt es sich in den meisten Fällen nicht unbedingt um die sonst ausgesprochene Lieblingsfarbe. Es wurde immer wieder betont, dass die Farbe auch typgerecht sein muss, damit man beim Tragen der Kleidung gut aussieht. So hatte eine der Befragten die ausgesprochene Lieblingsfarbe Rot, würde sich aber keine Kleidung in dieser Farbe kaufen, da sie der Meinung ist, dass Rot ihr nicht steht.

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Männerbekleidung in Schwarz.

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Frauenmode in Grün.

Die Farben, die man am liebsten trägt, sind eventuell schon seit vielen Jahren gleich, aber bei den meisten Befragten haben sie sich im Laufe der Zeit verändert. Denn ohne das einem dies vielleicht explizit bewusst ist, greift man beim Kleidungskauf zu den aktuell geltenden Modefarben.[1] Die Farben in der Bekleidung und Modetrends sind „ein ausdrücklich auf vergängliche Aktualität ausgerichteter kultureller Faktor“[2] und unterliegen einem schnellen Wechsel. Bei der Wahl der Kleidung ist es wichtig, sich selbst als modisch im Trend und up to date vor seinen Mitmenschen zu beweisen.[3] Zudem haben die meisten Menschen das Bedürfnis, ihre Umwelt und somit ihre Kleidung die sie tragen, immer wieder zu verändern und in anderen Farben zu sehen.[4]


[1] Vgl. Kobbert, Max J.: Das Buch der Farben. Darmstadt 2001, S. 190.

[2] Ebd.

[3] Vgl. Ebd.

[4] Vgl. Gekeler, Hans: Du Mont´s Handbuch der Farbe. Systematik und Ästhetik. Köln 1988. S. 135.

Schwarz, Schwarz, Schwarz sind alle meine Kleider

Schwarz steht für Dunkelheit, Trauer, Tod, Nacht. Geht man von einem westlichen Kulturkreis aus, bekommt man auf die Frage, woran die Farbe Schwarz erinnert, häufig dieselben Antworten. Dabei war Schwarz im kulturellen Verständnis lange Zeit gar keine richtige Farbe, sondern nur das Fehlen jeglicher Farbe (vgl. Pastoureau 2008: 11). Den Status als Farbe hat sich Schwarz spätestens mit dem Durchbruch des kleinen Schwarzen von Coco Chanel zurückerobert (siehe Edelman 1997). Dabei sind sich die Wenigsten dessen bewusst, dass die Identifizierung mit Farbtönen „über die Gehirnleistungen des Begreifens und Fühlens – entsprechend den Vorgaben des Kulturellen Gedächtnisses –“ erfolgt (Haarmann 2005: 112).

Wohingegen Kleidung zu früheren Zeiten noch der Separation in soziale Klassen diente und schwarze Kleidung als Statussymbol den Reichen und Mächtigen vorbehalten war (vgl. ebd.: 127ff.), steht uns in Europa ein breites Spektrum an Kleidung unterschiedlichster Farben zur Verfügung. Mittlerweile „[ist] Schwarz die bevorzugte Farbe von Modemachern, Schauspielern und Models und ein absolutes Must in jeder Garderobe. Jede Frau auf dem Weg zum Chicsein braucht ein grossartiges kleines schwarzes Kleid“ (Bloch 1998: 191). Werden Internetseiten, wie beispielsweise die Einkaufsseite von H&M, auf die Frequenz untersucht, mit der Schwarz in den Outfits vorkommt, stellt sie mit ca. 45% die am häufigsten vertretene Farbe dar, gefolgt von Weiß mit etwa 30% und Blau mit etwa 20% (www.hm.com/de).

Aber wie sieht es mit dem Kauf- und Trageverhalten der Konsumenten aus? Obwohl in der Vorstellung vieler, schwarze Kleidung mit Trauer assoziiert ist, wird die Farbe als festlich und elegant empfunden und häufig mit bestimmten Berufsgruppen wie Geistlichen oder ‚Anzugträgern‘ verbunden. Auch gesellschaftliche ‚Subkulturen‘ wie beispielsweise Emos, Metaller oder Gothics werden als vornehmlich Schwarz tragende Gruppierungen registriert. Schwarz wird darüber hinaus auch als Kleidungsfarbe von Prominenten wie Audrey Hepburn, Filmhelden wie James Bond oder Batman, aber auch den ‚Bad Guys‘ und Rockstars wahrgenommen. Gleichermaßen rebellisch, gewaltbereit und freiheitsliebend wurde so die schwarze Lederjacke ab den 1950ern zum Symbol jugendlicher Verfehlungen und Gruppenzwang (vgl. Pastoureau 2008: 192).

Doch Schwarz hat als Alltagsfarbe schon längst Einzug in die meisten Kleiderschränke gehalten. Obwohl manch einer Schwarz als langweilig, bedrückend oder konform empfindet, stellt sie eine der meistgetragenen Farben dar. Schwarze Kleidung ist eben auch unkompliziert und eigentlich zu jedem Anlass passend, sie kaschiert Problemzonen und lässt sich mühelos zu allem kombinieren. ‚Mit schwarzer Kleidung kann man halt auch nichts falsch machen.‘

 

Nachweise

BLOCH, P. (1998): „Elements of style. From the portfolio of Hollywood’s premier stylist”. New York.

EDELMAN, A, H. (1997): „Das kleine Schwarze“. München.

HAARMANN, H. (2005): „Schwarz. Eine kleine Kulturgeschichte“. Frankfurt am Main.

PASTOUREAU, M. (2008): „ Black. The History of a Color“. Princeton/ Oxford.

 

www.hm.com/de/ letzter Zugriff: 14.01.2014/ 18:36.

 

Foto: Ralph Geiling   Styling/H&M: Iris Geiling