Touch me if you can!

Shoppen – Mit Freunden über die Einkaufsmeilen flanieren, anprobieren was das Zeug hält, mit schweren Tüten in der Hand aus dem Shop gehen und vor allem das Fühlen des Materials auf der Haut. Ein Erlebnis, das man nur in der realen Welt, in realen Shops, erfährt. Mit diesem Problem hat die virtuelle Shoppingwelt heutzutage zu kämpfen. Denn wie bringt man nur dieses haptische Einkaufserlebnis in die Online Shops?

Online Shops liegen momentan schwer im Trend und es ist doch auch gemütlich an einem Sonntag mal Shoppen zu gehen ohne gleich das Haus verlassen zu müssen. Mit einem Knopfklick ist schließlich alles erledigt und 3 Tage später sind die neuen Schätze da. Dann wird erstmal alles durchprobiert. Schnell kommt man drauf, dass der flauschige Pulli doch nicht so flauschig ist, wenn nicht sogar kratzt, und Stoff der neuen Jeans viel schwerer und steifer ist als gedacht. Also wird alles wieder zurückgeschickt. In der Umkleide im Shop wäre man wohl schneller gewesen. Da hat die Haptik der Optik eins ausgewischt.
Mit jedem Material, das wir uns ansehen, assoziieren wir bestimmte Eigenschaften. Daher ist es in Online Shops vor allem wichtig, mit vielen Bildern zu arbeiten, um uns ein Gefühl zu vermitteln, wie sich das Material anfühlt. So kann man mit Hilfe von Fotos wie bei dem Bild unten links die Eigenschaft übermitteln, dass sich etwas kuschelig weich anfühlt. So hat man eine Vorstellung, aber die Sicherheit, dass es auch tatsächlich so ist, hat man noch nicht, denn letztendlich kann man es erst fühlen, wenn man es auf der Haut trägt. Dafür gibt es dann zusätzlich auch immer Materialinformation in der Beschreibung des Kleidungsstückes. Aber auch hier werden wir oftmals fehlgeleitet. Denn häufig bringt man mit Polyester Negatives in Verbindung und entscheidet sich aufgrund des Materials gegen den Kauf des Kleidungsstückes. Obwohl sich Polyester überraschend gut anfühlen kann, weiß man letztendlich doch erst, wenn man es auch trägt.
Wie also kann man das Problem der Haptik in Online Shops lösen? Hier scheinen wir an eine Grenze des Möglichen zu gelangen, denn wie soll man nur über das Internet fühlen? Da ist doch nichts. Damit beschäftigen sich jetzt motivierte Studenten der Technischen Universität Darmstadt. Denn künftig soll man schon vor Kauf der Ware, den vom Verkäufer ertasteten Gegenstand, erfühlen können. Das soll mit Hilfe des „Haptic-Players“ erfolgen, einem Handschuh, der mit Sensoren ausgestattet sein soll. Wenn der Verkäufer nun beispielsweise über den kuscheligen Cashmere Pulli streicht, werden diese Daten mit Hilfe des Handschuhs aufgezeichnet und an den Käufer als Datei weitergeleitet. Dieser kann sich die Datei downloaden und diese Empfindungen mittels „Haptic-Players“ nachempfinden.

Ja, es hört sich verblüffend, seltsam und unglaubwürdig an, dasselbe fühlen zu können wie jemand, der wahrscheinlich hunderte Kilometer entfernt ist. Aber ja wieso nicht, denn vor 100 Jahren kannte man ja auch noch keine Smartphones. Haptik in Online Shops bietet jedenfalls eine große Spielfläche für Forschungen und Experimente und so wird sich eine virtuelle Online Shopping Welt eröffnen, in der sehen, hören und fühlen genau so möglich ist wie in der Lieblingseinkaufsmeile.