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Liebe auf den ersten Klick? Der Umgang mit mobilen Dating-Apps

Das Internet eröffnet ganz neue Wege der Kommunikation: Neben Emails und Chats ermöglichen Portale wie Facebook oder Instagram den Ausdruck von Zuspruch in Form eines Likes durch Knopfdruck. Ein Klick reicht oft aus, um seine Meinung im Internet kund zu tun. Neuartig erscheint jedoch die Möglichkeit durch eine einzige Handbewegungen zu flirten und Menschen kennenzulernen. Die App „Tinder“ ermöglicht es durch ein einfaches Wischen, die Zu- oder Abneigung einem Menschen gegenüber Ausdruck zu verleihen. Auch in meinem Freundeskreis ist Tinder eine beliebte Methode der Kontaktaufnahme. Zwei von ihnen standen mir Rede und Antwort zu Tinder.

„Es ist halt viel einfacher, fast wie Facebook. […]“
So das Urteil der 25-Jährigen Tine. Tine benutzt Tinder nach eigenen Angaben seit fast einem Jahr. Fast täglich verbringt sie Zeit damit, sich Profile anderer Nutzer anzuschauen. Die Profile verraten Alter, Geschlecht und Wohnort einer anderen Person.
Sven, ein anderer Nutzer von Tinder, berichtet zur Funktionsweise: „Es ist ganz einfach. Man öffnet Tinder auf’m Handy und es werden einem Bilder von anderen angezeigt. Mit einem Wisch nach rechts sagt man: find ich gut. Nach links heißt: nicht. Wenn der andere dich auch nach rechts geschoben hat, kann man anfangen sich Nachrichten schreiben“. Er begann mit Tinder, nachdem seine letzte Beziehung in die Brüche ging. Die Beweggründe für seinen Beitritt scheinen nicht in erster Linie auf die Partnerwahl ausgelegt: „Naja, ich hab mich da eher angemeldet, weil jeder bei Tinder ist. Man trifft sich da schon auch ab und zu mit anderen. Da sind sogar Leute drin, die sind ja eigentlich vergeben.“
Andere Online-Portale benutzt Tine nach eigenen Angaben nicht. Nach dem Grund befragt antwortete sie: „So verzweifelt bin ich jetzt nicht. […] Viel davon ist ja auch nur Neugier und schauen, wer dich matched “. Sven und Tine betonen beide, dass es anfangs die Neugier war, die sie zur Nutzung von Tinder animierte.
Ein anderer Grund scheint die einfache Bedienung der App zu sein. Dies garantiert laut Tine eine einfache, aber auch anonymere Nutzung ohne viel Information angeben zu müssen, kostenpflichtig gebunden zu sein oder eine Abfuhr zu erleiden.
„Man kann sich einfach durch die Bilder klicken und bekommt ja quasi wenn, dann nur Zuspruch.“ – Tine.
Tinder funktioniert, wie bereits von Sven dargelegt, durch die Drück- und Wischfunktion auf dem Smartphone. Über die Rolle, die der Hautkontakt für die Nutzung der App einnimmt haben sich Tine und Sven jedoch keine Gedanken gemacht: „Boah, da hab ich kein Plan. Da hab ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken drüber gemacht. […] Passiert alles eher so intuitiv.“
Sven und Tine sind beide schon seit mindestens 2 Jahren in Besitz eines Smartphones, sodass die Benutzung eines Mobilgeräts mit Touchscreen für sie zur Normalität gehört und teilweise unhinterfragt angewendet wird. Überträgt man dieses Prinzip auf Tinder, so fügt sich dies mit der intuitiven und einfachen Nutzung.
Die wahre Liebe ist weder Tine noch Sven bei Tinder über den Weg beziehungsweise den Bildschirm gelaufen und das erwarten sie auch nicht. „Wahre Liebe passiert dann doch im real life“ – urteilt Sven.

Tasten und Technik – Die Faszination des Touchscreens

Ob beim Fahrkartenautomat, als interaktives Medium beim Museumsbesuch oder ganz simpel bei der Bedienung des eigenen Smartphones oder Tablets – der Touchscreen scheint immer stärker Einzug in den Alltag unserer Gesellschaft zu finden. Das Gerät, welches den sogenannten fünften Sinn bereits im Namen trägt, ermöglicht uns eine direkte Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Doch was steckt hinter der neuartigen ‚Technik zum Anfassen‘?

Seit seiner Erfindung in den 1960er Jahren hat der Touchscreen schnell seinen eigentlichen Anwendungsbereich – als Bedienungselement in Flugkontrollsystemen – deutlich ausgeweitet, sodass vermutlich jeder schon in Berührung mit einem solchen gekommen ist. Mit der Verwendung in Smartphones konnte der Touchscreen seinen Durchbruch von einer neuen Technologie zu einem Alltagsgegenstand feiern. Nicht zuletzt die Bedienung durch Berührung anstelle von Tasten wird häufig als überwiegender Grund für den Erfolg von Apple‘s iPhones benannt, das als eines der ersten Telefone mit Touchscreen auf den Markt kam.

Im Fachjargon werden die unterschiedlichen Variationen der Touchscreens zusammenfassend als ‚Interface‘ – in anderen Worten als Schnittstelle bezeichnet. Der Touchscreen reagiert auf die Haptik seines Nutzers und ermöglicht eine direkte Steuerung technischer Geräte. Zusätzliche Bedienelemente, wie Tastaturen, Schalter oder Fernbedienungen werden somit durch körperliche Berührung und Bewegung durch nichts Geringeres als die menschliche Haut ersetzt.

Timo Kaerlein bezeichnet den Touchscreen deshalb als Kontaktstelle zwischen Mensch und Maschine. Den Erfolg des Touchscreens sieht er jedoch nicht nur in der Bedienung durch ‚Tasten‘: Der Touchscreen, so der Medienwissenschaftler, macht die vom Gerät dargestellten Informationen für den Nutzer unmittelbar greifbar. Er zieht an dieser Stelle eine Parallele zu Hans Gumbrechts Überlegungen in Diesseits der Hermeneutik, indem er im unmittelbaren Zugriff der Elemente im Touchscreen eine Wirkung von scheinbarer Präsenz der Dinge sieht.

Der Touchscreen revolutioniert – ob bewusst oder unbewusst – unseren aktiven Umgang mit der Welt der Technik und scheint somit ein Zukunftsszenario der Symbiose von Mensch und Maschine näher zu bringen. Deutsche Wissenschaftler stellten dieses Jahr auf der Cebit Sensoren zur Aufbringung am Unterarm zur Bedienung von Geräten. iSkin, so der Name der Erfindung, kann somit die komplette Haut zum Touchscreen werden lassen.

 

 

Quellen:

Kaerlein, Timo: Aporien des Touchscreens. Faszination und Diskrepanzen eines allgegenwärtigen Interfaces, in: MEDIENwissenschaft Rezensionen – Re- views, 1/2013, S. 7–25.

ScienceBlog: iSkin: der Touchscreen am Unterarm.

Aufrufbar unter: http://scienceblogs.de/flugundzeit/2015/03/05/iskin-der-touchscreen-am-unterarm, (23.09.2015).