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Gelb. Die Farbe der herzoglichen Residenz.

Majestätisch zeigt sich die Stadt Ludwigsburg schon beim zügigen Vorbeifahren. Entlang der innerstädtischen B27 säumt der Schlossgarten des Blühenden Barocks die schwer befahrene Durchgangsstraße. Hinreißend ist dieses Bild insbesondere bei Nacht, wenn das Residenzschloss im hellen Gelb ins Dunkel hinein strahlt.

Sichtlich beeindruckt von einem Besuch im Schloss von Versailles ließ Herzog Eberhard Ludwig zwischen 1704 und 1733 das Schloss errichten und nutzte das prachtvolle Gebäude als Residenz und gab der Stadt ihren Namen „Ludwigsburg“.[1] Das Ludwigsburger Residenzschloss galt als einer der prächtigsten europäischen Höfe und umfasst insgesamt 452 Zimmer, zwei Kirchen, ein Schlosstheater und einen beeindruckenden Innenhof.[2] Bis heute ist die prunkvolle Schlossanlage ein prägendes Element des Ludwigsburger Stadtbildes. Als absolutistische Planstadt verlaufen die Straßen im gesamten Innenstadtbereich auf einem streng orthogonal angelegtem Raster – ähnlich einem Mühlespielbrett. Von den Kriegen wurde die historische Innenstadt verschont und erfreut sich heute an einem gepflegten und sanierten Auftritt.

Eine Frage der Selbstdarstellung

Angelehnt an die typische Farbgebung des Barock erscheint das Residenzschloss Ludwigsburg  in einem gelb-ockerfarbenen Ton und wirkt beim Anblick selbst bei schlechtem Wetter als Aufhellung des Stadtbildes. Gelb wurde in absolutistischen Städten als Symbol der Macht verwendet und stand für Autorität und Herrschaft. Gleichzeitig spielt es auf die Strahlkraft der Sonne an[3]: Die Sonne als Symbol des Wachsens – Tier- und Pflanzenwelt befinden sich im ewig abhängigen Kreislauf der Sonne – und damit ein Symbol der Abhängigkeit und der Notwendigkeit für Leben. Eine zweite Symbolik der Farbe Gelb erschließt sich, wenn man die Sonne als Element des Außer- oder Überirdischen betrachtet und sie in Verbindung zum Göttlichen setzt. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass das Aurorazimmer der herzoglichen Wohnung durch den böhmischen Barockmaler Johann Jakob Steven von Steinfels mit Fresken[4] zum Thema Sonnenaufgang verziert wurde. So ergeben die äußere Fassade – also die Repräsentation in der Öffentlichkeit – im Zusammenspiel mit dem innersten Privaten – den persönlichen Gemächern des Herzogs – eine Wirkungsmacht, die sich im Gelben widerspiegelt.

Farben – Geschmacks- und Entscheidungssache

Der Einsatz von Farben ist eine Geschmacks- und Entscheidungssache und unterliegt mal mehr, mal weniger pragmatischen Gründen.So zeigt eine Aufnahme aus dem Jahre 1964 das Ludwigsburger Residenzschloss im Barockgelb, einem Ockerton. Die Farbe Ocker ist eine Erdfarbe und ihre Verwendung lässt sich bis zur Höhlenmalerei zurückverfolgen und ist somit ein etwa 35.000 Jahre altes Gestaltungselement.

Doch wie etwas aussehen soll und welche Farbigkeit es aufweisen soll, ist eine – durchaus auch gut begründbare – „Laune“ und kann sich, so haben es Launen (und der Geschmack) an sich, auch ändern.  So erstrahlt das Ludwigsburger Residenzschloss heute in seiner historischen Farbigkeit. Ganz deutlich wird dies an der barocken Fassadengliederung, die nach restauratorischen Befunduntersuchungen wieder deutlich gemacht werden sollte: Ein schlichtes Grau steht im Kontrast zum großflächig eingesetztem Gelb und macht damit die ursprünglich-herrschaftliche barocke Gebäudearchitektur wieder sichtbar.


[1] Ludwigsburger Geschichtsblätter 51, 1997, S. 211.

[2] Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 67, S. 253.

[3] Katrin Trautwein: 128 Farben: Ein Musterbuch für Architekten, Denkmalpfleger und Gestalter. Basel 2010, S. 212 f.

[4] Walther Gerd Fleck: Burgen und Schlösser in Nordwürttemberg. Frankfurt/Main 1979, S. 31.

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