Seit jeher wirken Menschen gezielt auf ihren Körper ein, um diesen auf spezielle, gesellschaftlich definierte Ziele hin zu verändern.[1] Der Körper und in erster Linie die Haut wird als eine gestaltbare Fläche betrachtet, die Veränderungen unterzogen werden kann.[2] Die Haut spielt bei diesen körperlichen Modifikationen die Hauptrolle, da sie das zentrale Organ bei jeglichen äußerlich sichtbaren Körperveränderungen ist.[3] In allen Fällen sind solche Körperveränderungen mit dem Verletzen der Haut und somit auch mit Schmerzen und Wunden verbunden.[4]
Gründe für solche Veränderungen sind sehr unterschiedlich. Oft wird der Körper im Zuge religiöser Riten oder anderer gesellschaftlicher Praktiken, wie beispielsweise Gruppenrituale oder als Zeichen einer bestimmten Lebensabschnittsphase modifiziert.[5] Solche Körperrituale stehen oft im Zusammenhang mit einer emotional bedeutsamen Situation, in der es um das tatsächliche und wahrhaftige Erleben und Erfahren des Körpers geht. Während es in den postmodernen Formen der Körperthematisierung in erster Linie um die Inszenierung des individuellen Körpers geht, der beherrscht werden soll.[6]
Im Laufe der Zeit wurden unzählige Möglichkeiten und Wege entwickelt, um körperlichen Veränderungen umzusetzen. Mit Werkzeugen und Hilfsmitteln aus diversen Materialien wird die Haut aufgeschnitten, aufgeritzt, durchstochen, durchbohrt oder verbrannt. Mit dem Ziel dauerhafte Muster und Bilder auf der Haut sichtbar zu machen oder Fremdkörper und Körperschmuck durch die Haut oder unter die Haut zu stechen. So verwendeten die Menschen früher beispielsweise Messer aus Knochen oder Dornen, um die Haut zu durchzudringen oder Pigmente in die Haut einzuarbeiten,[7] während heutzutage hauptsächlich elektrische Tätowiermaschienen oder auch Laser für derartige Veränderungen verwendet werden.[8] Um das gewünschte Endergebnis der Veränderung zu erzielen, kann auf vielfältigste Weise auf die menschliche Haut eingewirkt werden. Je nach Tiefe der Wunde oder nach Art des Werkzeugs entsteht auf der Haut eine Narbe oder eine Veränderung, die in jeden Fall unwiderruflich ist und sich dauerhaft auf der Haut abzeichnet.
[1] Vgl. Schneider,Anke: „…damit ich mich spüre…“. Zur Symptomgenese und Symptomspezifität Selbstverletzenden Verhaltens, Berlin 2004, S. 64.
[2]Vgl. Bel Adasme, Melisa: Unter der Haut:. Aspekte der Wahrnehmung und des Erlebens von Körpermodifikationen. Tätowierung, Piercing und andere Körpermodifikationen. O.o, 2015, S. 4f.
[3] Vgl. Rusch, John A.: Spiritual Tattoo. A Cultural History of Tattooing, Piercing, Scarification, Branding, and Implants. Berkeley 2005, S. 79.
[4] Vgl. Ebd., S. 1.
[5] Vgl. Schneider, S. 64.
[6] Vgl. Ebd., S. 87.
[7] Vgl. Rush, S. 81.
[8] Vgl. Ebd., S. 133.