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Warnendes Rotes Kreuz auf neutralem weißem Hintergrund

Das Logo des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) existiert seit 1864 und wurde im Genfer Abkommen in der Schweiz offiziell eingeführt. Die Farben Rot und Weiß scheinen bis heute eng mit den Leitgedanken der Hilfsorganisation verbunden zu sein: Das IKRK repräsentiert sich als neutrale und unparteiische humanitäre Organisation. Mich interessiert, wie Assoziationen und Symbolik der Farben Rot und Weiß mit den Grundsätzen der IKRK übereinstimmen.

Das IKRK arbeitet weltweit in (bewaffneten) Konflikten, ist aber auch in Notlagen für Verletzte und Bedürftige zuständig. Zudem wacht das Komitee über das humanitäre Völkerrecht.1 Weitere fundamentale Prinzipien sind die wirtschaftliche Unabhängigkeit, Freiwilligkeit der HelferInnen ohne gewinnorientierte Ziele, die Achtung der Menschenrechte jedes Individuums sowie die Gleichheit der nationalen Rotkreuzgesellschaften.2

Vergleicht man diese Grundsätze mit der Farbsymbolik und Farbpsychologie wird deutlich, dass es Zusammenhänge zwischen den Farben und den Leitgedanken vorhanden sind: Weiß wird als Farbe der Reinheit, Unschuld und Neutralität verstanden und assoziiert.3 Der Neutralitätsgedanke wird durch den großflächigen weißem Hintergrund und das Wissen, dass es sich bei diesem Emblem um die Umkehrung der Schweizer Flagge handelt, wesentlich verstärkt. Neutralität ist so bedeutsam für das Komitee, da sie den Schutz des Sanitätspersonals, der Kriegsopfer und -verwundeten (Zivilisten und Soldaten) anstrebt. Die Grundsätze von Menschlichkeit und Freiwilligkeit korrespondiert mit der symbolischen Wirkung von Weiß als etwas Positives, aber auch als Farbe der Unschuldigen (wie z.B. verletzte Zivilisten).

Das Logo des Roten Kreuzes ist durch das rote Kreuz auf weißem Hintergrund bei Entfernung und im Dunkeln gut sichtbar.4 Rot wird in der Farbsymbolik und Farbpsychologie häufig mit Blut, Aggressivität oder Hass assoziiert. Gleichzeitig stand diese Farbe während der Französischen Revolution als Farbe der brüderlichen Liebe und gilt als Farbe der Kraft für Krieger und als Farbe für Nähe.5

Das Symbol des Kreuzes wurde ursprünglich aus nicht-religiösen Gründen ausgewählt und war vielmehr durch die Umkehrung der Schweizer Fahne gegeben. Um eine Fehlinterpretation des Kreuzes in nicht-christlichen Ländern zu vermeiden, existiert seit 1929 das Emblem des Roten Halbmondes für vorwiegend muslimische Länder. Der Rote Kristall wird seit 2006 einerseits als drittes Emblem eingesetzt, welches eine nicht-religiöse Symbolik zu gewähren versucht. Andererseits weisen einige Einsatzgebiete der IKRK keine religiöse Mehrheitsgesellschaft auf.

Alle Logos gelten als Kenn- und Schutzzeichen: Das heißt, es handelt sich immer um ein rotes Symbol auf weißem Hintergrund, als Schutzzeichen darf dieses nicht missbraucht und verändert werden. Sie dienen dazu eine religiöse und politische Unabhängigkeit kenntlich zu machen.6

1 Vgl. Deutsches Rotes Kreuz e.V.: Über uns. URL: http://www.drk.de/ueber-uns (zuletzt zugegriffen am 7. Februar 2014).

2 Vgl. Riesenberger, Dieter: Das Deutsche Rote Kreuz. Eine Geschichte 1864-1990. Paderborn 2002, 29. Vgl. Deutsches Rotes Kreuz e.V.: Über uns. URL: http://http://www.drk.de/ueber-uns/auftrag/grundsaetze.html (zuletzt zugegriffen am 7. Februar 2014).

3 Vgl. Welsch, Norbert, Liebmann, Claus Chr.: Die „Farbe“ Weiß. Jungfräulichkeit, Reinheit und Tod. In: Dies.: Farben. Natur – Technik – Kunst. Heidelberg 2012, S.101-105.

4 Nach Welsch und Liebmann gilt Rot als die erste wahrnehmbare Farbe für einen Menschen und wird daher im Straßenverkehr als Signal- und Warnfarbe verwendet Vgl. Welsch, Norbert, Liebmann, Claus Chr.: Die Farbe Rot. Die Farbe des Krieges und der Liebe: In: Dies.: Farben. Natur – Technik – Kunst. Heidelberg 2012, S. 58.

5 Vgl. Heller, Eva: Rot: Nicht nur die Liebe – auch der Haß. Vom Privileg des Adels zur Symbolfarbe des Kommunismus. Die Farbe des gesetzlich und des moralisch Verbotenen. In: Ders.: Wie Farben Wirken. Farbpsychologie – Farbsymbolik – Kreative Farbgestaltung. Hamburg 1989, S. 51-68.

6 Gemeint sind die Arbeitskleidung der Sanitätskräfte, der Fahrzeuge und Gebäude der IKRK.

 

Rotes Kreuz auf weißem Hintergrund – Geschichte zur Entstehung des Roten-Kreuz-Logos

Das Logo des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) gilt unter den Hilfsorganisationen als das bekannteste der Welt. Doch wie kam es historisch zu dieser Farbkombination?

Henry Dunant, eines der vier Komiteemitglieder und Begründer des Roten Kreuzes, war während des Sardinischen Krieges im Juni 1859 auf einer geschäftlichen Durchreise in der Lombardei, Italien. In Solférino tobte zu jener Zeit eine Schlacht der Armeen Sardiniens und Frankreichs auf der einen und Österreichs auf der anderen Seite. Mehrere zehntausend verwundete und sterbende Soldaten blieben bei der Schlacht von Solférino zurück – unversorgt und ohne jegliche Hilfe.1

Es herrschten chaotische Zustände. Häufig wurde das Sanitätspersonal aufgrund ihrer unterschiedlich farbiger Armbinden nicht als solche erkannt und von Soldaten angegriffen. Der Schweizer Geschäftsmann Dunant blieb, um mit den Einwohner der Stadt Castiglione die Verwundeten beider Fronten zu pflegen und eine medizinische Versorgung zu organisieren.

Dunants Werk „Eine Erinnerung an Solférino“ von 1862 wurde an einflussreiche Persönlichkeiten in ganz Europa verschickt.2 Sein Appell für eine bessere Versorgung und einem neutralen Schutz von Verwundeten in bewaffneten Konflikten fand Gehör. Ein Jahr später gründete Dunant zusammen mit drei weiteren Landsleuten das „Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege“.

Am 6. Juni 1864 führte die Schweizer Bundesregierung eine internationale Konferenz mit Vertretern aus 16 Staaten durch, um das erste Genfer Abkommen von zwölf Ländern zu unterzeichnen.3 In zehn Artikeln wurden der Schutz der Verwundeten und der Pflegenden festgelegt. Auch das Logo des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz wird beschlossen: Ein rotes Kreuz auf weißem Hintergrund gilt als offizielles Schutz- und Kennzeichen. Diese Farbkombination wird von vielen Quellen als eine Umkehrung der Schweizer Flagge erklärt. Andere wiederum begründen diese Farbwahl zu Ehren der Schweizer Gründerväter oder des Gründungsortes.4 Die Farbkombination ist vom Weitem gut sichtbar, Rot gilt dabei allgemein als Signalfarbe. Weiß hingegen unterstreicht den Neutralitätsgedanken der Organisation.5 Dieses Schutzzeichen gilt sowohl für Verwundete und Kranke, als auch zum Schutz der Zivilisten, Kriegsgefangenen, SanitätshelferInnen und des Krankenhauspersonals.

1 Vgl. Giampiccoli, Franco: Henry Dunant. Der Gründer des Roten Kreuzes. Mit Geleitworten von Massimo Barra und Rudolf Seiters. Neukirchen-Vluyn 2009.

2 Vgl. Giampiccoli, S. 17.

3 Vgl. Deutsches Rotes Kreuz. Kreisverband Stuttgart e.V., Bereitschaft Weilimdorf: Wer wir sind – Das Symbol. URL: http://www.drk-weilimdorf.de/dassymbol.html (zuletzt zugegriffen am 7. Februar 2014).

4 Vgl. Giampiccoli, S. 88 sowie FarbImpulse.

5 Vgl. Welsch, Norbert, Liebmann, Claus Chr.: Flaggen und ihre Farbbedeutung. Die bunten Länder dieser Welt. / Die Farbe Rot. Die Farbe des Krieges und der Liebe. / Die „Farbe“ Weiß. Jungfräulichkeit, Reinheit und Tod. In: Dies.: Farben. Natur – Technik – Kunst. Heidelberg 2012, S. 31-33, 57-61, 101-105 sowie Rabbow, Arnold: dtv-Lexikon politischer Symbole A-Z. München, 1970, S. 209.