Freitagabend: Habe ich heute Lust Menschen zu erklären, dass das meine echten Haare sind, sie sie nicht anfassen dürfen und ja, dass ich sie auskämmen kann?
Das habe mich oft als schwarze Frau mit Locken gefragt, als ich vor dem Spiegel stand und mich zum Ausgehen gestylt habe.
Erst sind es nur neugierige, interessierte Blicke, verziert mit einem aufgeregten Lächeln und dann kommt auch schon die Hand. Manchmal auch im Doppelpack. Dann kommen sie mit der Greifbewegung direkt ins Haar. Vorher fragen? – sehr selten.

„it feels like wool!“

„Wow, die sehen aus/fühlen sich an wie Wolle!“ – oder eher wie Watte oder wie ein flauschiges Schaf oder wie ein Wölkchen?

„it’s so fluffy!“

Aber warum ist das so? Was macht sie so unglaublich interessant für Andere und lässt sie diesen unkontrollierbaren Drang verspüren sie anfassen zu müssen?

Auch Erwachsene sind Kinder! Ist etwas fremd oder neu, muss es angefasst werden. Sieht es interessant aus, muss es angefasst werden. Als würde der Mensch zurück auf die Stufe eines Kleinkindes fallen. Nur mit dem Unterschied, dass er ab einem gewissen Alter gelernt haben sollte, manche Fragen und Aktionen aus Neugier für sich zu behalten.
In dem Moment wo er etwas Bestimmtes sieht, hat der Mensch sofort eine gewisse Vorstellung darüber im Kopf, wie es sich anfühlen muss. Jetzt muss diese Vorstellung nur noch durch den körperlichen Akt des Greifens bestätigt werden, in der Hoffnung dann ein befriedigendes Ergebnis seiner persönlichen (Neugier-) Recherche zu erreichen.

Aber nicht immer sind diese Angriffe von freundlicher Natur und „sollen doch eigentlich nur zeigen wie toll meine Haarpracht ist“. Wer seine Locken draußen rockt, wird früher oder später auch mit schlimmen verbalen und körperlichen Attacken Bekanntschaft machen. Denn manche Menschen können nicht gut mit Zurückweisung umgehen und reagieren aggressiv, wenn man versucht zu vermitteln, dass es nicht okay ist in meine Haare zu fassen. Haare reißen/verknoten/abschneiden, etwas reinwerfen, eine Kippe darin ausdrücken oder gleich anzünden – das sind nur ein paar Beispiele von persönlichen Erfahrungen und Vorfällen aus meinem Umfeld.

Egal welche Absichten der Griff ins Haar hat, es ist nie angenehm oder gewünscht. Also bitte nur schauen, nicht anfassen!

Bilder:

Pedro Fequiere / BuzzFeed https://www.buzzfeed.com/pedrofequiere/black-suburban-kid-blues?utm_term=.ut9KbY4yVO#.wbeyb5G7DB

Adorkableaffliliation at https://www.theodysseyonline.com/no-you-cannot-touch-my-hair