Teil 2
In dem „Post“ zuvor (Teil 1 Natürlich Schön!)haben wir uns ja bereits damit beschäftigt, dass Schönheitsoperationen schon lange keine Seltenheit mehr sind und welche Risiken mit ihrer „Kommerzialisierung“ verbunden sind. Doch wie genau geht es einer Person, welche sich zu einer solchen Entscheidung hat treiben lassen. Ist da Glück oder doch Reue? Was für Beweggründe gab es? Um der ganzen Sache mal etwas genauer auf den Zahn zu fühlen oder besser gesagt auf die Haut, haben wir uns mit Jemanden Unterhalten, der schon einige Eingriffe hinter sich hat.
Wir trafen uns in einem kleinen Café in Kreuzberg und erfuhren, dass H. 24 jahre alt ist und momentan Modedesign in Berlin studiert. Ein hübsches südländisches Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren und dunklen Augen. Nichts an ihr wirkte irgend wie künstlich oder unecht. Doch stellte sich bald heraus, dass der Schein trügt.
Also H., was hast du an deinen Körper konkret machen lassen?
H.: Ich habe zwei Rhinoplastiken, eine Septumplastik, eine Mammareduktionsplastik, eine Mastopexi und eine Liposuction machen lassen.
Wow okay! Und jetzt nocheinmal auf Deutsch, damit ich es auch verstehe…
H.: (lacht) Also um es noch einmal auf gut Deutsch zu sagen, ich habe zwei Mal eine Nasenkorrektur gehabt, eine Nasenscheidewand Operation, eine Brustverkleinerung, eine Bruststraffung und eine Fettabsaugung. (lacht erneut) Besser?
Ja ich glaube jetzt habe ich es auch verstanden…Wie kam es dazu, dass du dich für diese Eingriffe entschieden hast?
H.: Ich hatte eine Nasenscheidewand-Verkrümmung und konnte deswegen nicht richtig durch die Nase atmen. Ich wollte zunächst nur den medizinischen Aspekt korrigieren lassen. Gleichzeitig gefiel mir aber meine Nase nicht, da sie recht groß war und einen leichten Höcker aufwies. Ich habe einen sehr starken Knochenbau und mein Arzt hatte mich vor dem ersten Eingriff gewarnt, dass wir eventuell mehrere Operationen brauchen könnten, bis ich mein „Wunschergebniss“ erhalte. Das war am Ende auch so und ich habe meine Nase ein zweites Mal machen lassen, um eine in der Zwischenzeit entstandene Verschiebung zu beheben. Zudem habe ich meine Brüste verkleinern und straffen lassen. Ich habe von Natur aus sehr große Brüste. Anfangs hatte ich EE als Körbchen. Dadurch entstanden bei mir Rückenschmerzen und ich konnte kaum BH’s in meiner Größe finden. Jetzt habe ich ein volles D. Dadurch, dass ich eine so große Oberweite hatte fingen meine Brüste an Spannkraft zu verlieren und wurden schlaffer. Aus diesem Grund habe ich mich zusätzlich für ein Lifting entschieden. Und um die Form der Brust zu verschönern. Um bessere Konturen zu schaffen wurde mir das seitliche Areal der Brust per Liposuction entfernt.
Bereust du es?
H.: Nein, ich bereue es nicht. Ganz im Gegenteil, es sind eine der besten Investitionen die ich je gemacht habe!
Würdest du noch anderes Sachen gerne verändern?
H.: Ja, ich möchte noch einiges ändern. Schönheitsoperationen sind ähnlich wie Tattoos: man entwickelt sehr schnell ein leichtes Suchtverhalten …vorausgesetzt man war mit den Ergebnissen zufrieden.
Denkst du es ist ein Problem der unserer heutigen Gesellschaft, dass immer mehr Leute zu plastischer Chirurgie übergehen? Und warum empfindest du das so?
H.: Für mich ist es kein Problem. Das Thema plastische Chirurgie muss man in meinen Augen nicht überdramatisieren. Für mich ist es eine Form der Besserung. Ich sehe es als Hilfsmittel an. Es ist bewiesen, dass unser Äußeres in unserem Privat- und vor allem Berufsleben eine große Rolle spielt. Ich möchte so aussehen, wie ich mir das vorstelle. Man kann viel durch Sport und Kosmetik erreichen. Aber nicht alles. Und da kommen die Eingriffe ins Spiel. Sie sind nichts anderes als eine extremere Form der Körper Modifizierung. Trotzdem ist es sehr wichtig, dass Kinder zu kosmetischen Eingriffen keinen Zugang haben und dass sie in Ihrer Erziehung Selbstbewusstsein, Liebe, und Respekt lernen. Sonst werden Sie sich später im Leben verunstalten und Idealen hinterherrennen, die nicht zu erreichen und damit auch nicht gesund sind.
Was sagen deine Freunde und Familie zu den Eingriffen? Hast du auch schon negative Feedbacks bekommen?
H.: Die Meinungen meiner Freunde und Familie sind sehr geteilt. Einige sehen das Thema so positiv wie ich. Viele meiner Freunde sind aber absolut gegen Operationen, weil sie sagen man solle den natürlichen Körper nicht verändern. Diesen Standpunkt verstehe und respektiere ich! Ich habe Glück, dass jeder in meinem Umfeld sehr unterstützend war/ist, auch wenn viele an sich so etwas nie machen lassen würden.
Wie fühlen sich deine „Operierten-Stellen“ an? Fühlst du mehr oder weniger? Tut es manchmal noch weh?
H.: Der größte Unterschied vom Gefühl liegt in der Nase. Meine Nase ist sehr hart und unflexibel, da sie aus einem Knochen ist, der von einer anderen Stelle entnommen und neu geformt wurde. Es ist jedoch überhaupt nicht negativ gemeint! Nach einigen Wochen vergisst man fast, wie sich die alte Nase angefühlt hat. Meine Brüste fühlen sich genauso an wie früher. Die Narben sind auch schon fast vollständig verblasst und das Gefühl wie z.B. in den Nippel ist nach wie vor weiterhin vorhanden. Schmerzen habe ich überhaupt keine mehr und mein Heilungsprozess nach den Operationen war immer überdurchschnittlich schnell und gut.
Was würdest du Leuten raten, die auch vorhaben etwas an ihrem Körper verändern zu lassen?
H.: Es ist wichtig sich zu überlegen, ob eine Operation der richtige Weg ist, denn es gibt keinen Weg zurück. Ich habe anfangs viel mit Photoshop gespielt, um zu testen, ob mir eine kleinere Nase stehen würde und ob ich mich mit Dieser identifizieren kann. Wenn man wirklich überzeugt ist, dass eine OP die richtige Lösung ist…und diese Überzeugung kann man NICHT übers Wochenende kriegen…, ist es wichtig den richtigen Arzt zu finden. Die ideale Situation wäre jemanden zu kennen, der die selbe Operation hat machen lassen und tolle Ergebnisse bekommen hat. Da sieht man die unbearbeitete Version vom Endresultat. Falls man Niemanden kennt, sollte man versuchen möglichst viel im Internet in Erfahrung zu bringen und sich von mehreren Ärzten beraten zu lassen. Ein großer Fehler wäre zum billigsten Arzt zu gehen. Wenn es um Operationen geht sollte der finanzielle Aspekt nicht Priorität haben.