Kleider(farben) machen Leute – Kleiner 1×1 Knigge über Farben in der Berufskleidung

Hätte Adolph Freiherr Knigge damals gewusst, dass sein Name einmal stellvertretend für alles herhalten würde, was im weitesten Sinne mit Benimmregeln und Verhaltensordnungen zu tun hat, hätte er wahrscheinlich schmunzeln müssen. Schaut man sich in Büchereien oder Online-Portalen um, so fällt auf, dass es Knigge–Bücher zu den unterschiedlichsten Bereichen gibt. Doch seien es Bücher über Tischmanieren oder Kleiderfragen – sie alle haben eines gemeinsam: Sie möchten zu einem harmonischen Zusammenleben beitragen und vermeiden, dass man im Beisammensein mit anderen Leuten ‚aus der Rolle fällt’. Kleidung ist ein Thema, das sowohl in sich verbindend als auch nach außen abgrenzend sein kann. Kennt man bestehende Kleidercodes einer in sich geschlossenen Gruppe nicht, so kann man sehr schnell ins Fettnäpfchen treten oder als Nicht-Angehöriger dieser Gruppe identifiziert werden. Gerade im Berufsleben ist es wichtig, dass man die Codes – sei es der Umgangston oder eben vorherrschende Kleiderregeln – kennt, um sich harmonisch in das Gruppenbild einzufügen. So wird nicht nur der interne Zusammenhalt gestärkt, sondern auch gleichzeitig eine Rolle nach außen verkörpert. Es ist demnach nicht verwunderlich, dass Stereotypen über das Aussehen gewisser Berufsgruppen bestehen. Da ist zum einen die Stewardess in ihrem Kostümchen und dem obligatorische Halstuch, die schwarz-weiß tragende Service-Kraft oder der Bankangestellte, der seine Kunden im dunkelblauen Anzug begrüßt. Doch wie kommt es eigentlich dazu, dass der Banker gerade Blau und nicht Grün trägt? Ist es Zufall, dass bestimmte Berufsgruppen eine Farbe präferieren oder gibt es farbpsychologische oder gesellschaftlich konstituierte Gründe für die Bevorzugung gewisser Farben im Beruf?

Wer oder was könnte dies besser beantworten als Business- und Outfit-Knigges, die uns über das angemessene Kleiden im Beruf informieren?!

So gut wie alle Business- oder Outfit-Knigges verfügen über Farbkapitel, die auf farbpsychologische Aspekte eingehen. Anke Quittschau und Christina Tabernig bezeichnen in ihrem Trainingsbuch ‚Business-Knigge für Frauen’ die Farben „Grau“, „Braun“ „Schwarz“ und „Blau“ als die klassischen Farben der Businesskleidung. [1] Grau sei dabei für Positionen zu empfehlen, bei denen man keine repräsentative oder dominante Rolle einnehmen müsse. Schwarz, obwohl als Anzugfarbe sehr beliebt, symbolisiere zwar Distanz und Unnahbarkeit, werde aber auch häufig in kreativen Berufen eingesetzt.[2]  Ein, wenn auch etwas klischeehaftes Beispiel, wäre hier der Architekt im schwarzen Rollkragenpulli. Da sich der Architekt durch die distanzierte und unspektakuläre Farbe körperlich zurücknimmt, lenkt er die Aufmerksamkeit auf seine Kreativität und seine ‚Kunst’. Carolin Lüdemann, Mitglied des deutschen Knigge-Rates, merkt jedoch an, dass Schwarz aufgrund seiner distanzierenden Wirkung als Anzugfarbe eher nicht vorteilhaft sei. Sie empfiehlt vor allem graue, anthrazitfarbene oder dunkelblaue Töne. [3] Dunkelblau ist deswegen im Beruf sehr geeignet, weil viele positive Eigenschaften damit konnotiert sind. Tabernig und Quittschau zufolge sei Blau  eine sehr harmonische Farbe, die Treue und Sicherheit symbolisiere. [4] Der Bankangestellte im blauen Anzug möchte uns so also vermitteln, dass unser Geld bei ihm in sicheren Händen ist und wir uns auf ihn verlassen können.

Als Faustregel für die passende Farbwahl der Berufskleidung sagt Lüdemann: „Je höher die Position, desto dunkler der Anzug.“[5] Farbliche Akzente können bei dem Mann durch die Krawatte oder bei der Frau durch die dezent farbige  Bluse gesetzt werden. Man solle aber darauf achten, nie mehr als zwei Farben oder drei Muster zu kombinieren.[6]

Führt einen der Beruf öfters ins Ausland, so muss man sich bewusst sein, dass andere Länder nicht zwangsweise dieselben Farbassoziationen haben wie wir. Nicht umsonst gibt es zahlreiche Auslands-Knigge für den Beruf, die nicht nur über landestypische Umgangsformen, sondern auch Kleiderfragen auf Business- Reisen informieren. Während Weiß z.B. in Mexiko gerne bei festlichen und eleganten (Geschäfts-)Veranstaltungen getragen wird, hat dieselbe Farbe in Japan die Bedeutung des Todes und sollte tunlichst vermieden werden.[7]

 


[1] Tabernig, Christina und Anke Quittschau (2005): Business- Knigge für Frauen. Sicher auftreten im Beruf. Haufe Verlag, S. 100.

[2] Ebd.

[4] Tabernig/Quittschau (2005): S. 100.

[6]  Ebd.