Archiv der Kategorie: Medien

KÖRPER MIT GEWICHT #3

Dicke Mode-Vlogger

Dass es einen breiten Alternativdiskurs zu den vorherrschenden dünnen Körperidealen gibt, zeigt ein weiterer Blick in die sozialen Medien. Dort finden sich unzählige Blogs und Vlogs in denen AnhängerInnen der Fat-Acceptance- und Body-Positiv-Bewegung über beinahe alle Bereiche ihres Lebens berichten. Neben politischen Vlogs finden sich auf You Tube hunderte VlogerInnen, die offen und öffentlichkeitswirksam über ihre Körper und deren Bekleidung sprechen. Diese Vlogs führen zurück zum Ausgangsthema dieses Blogbeitrags, der Frage nach dem Zusammenhang von Mode und dicken Körpern.

Screenshot von Brittney's You Tube-Channel

Screenshot von Brittney’s You Tube-Channel https://www.youtube.com/user/xBrittney89

xBrittney 89: A Plus Size Point Of View

Einer dieser Vlogs wird vom amerikanischen Plus-Size-Modell Brittney (27 Jahre alt) betrieben und von über 35.000 AbonentInnen verfolgt. Inhaltlich finden sich auf ihrem Kanal: „OOTD’s, DIY projects, shopping hauls, makeup tutorials, and more!“ (Brittney 2016). Sie selbst beschreibt sich als „a plus-size girl choosing happiness along this crazy ride called life“ (Brittney 2016).

Screenshot "Bikini Lookbook"

Screenshot „Bikini Lookbook“ https://www.youtube.com/user/xBrittney89

In ihren „Style Sunday“-Videos zeigt die Vloggerin diverse Outfits und Accessoires, spricht über verschiedene Shoppingerlebnisse und führt unterschiedliche Kleidungstücke, meist tanzend, vor der Kamera vor. Neben diesen Videos finden sich unter der Rubrik „Fat Chat Friday“ Videos, in denen Brittney über viele Bereiche ihres Lebens als „fette Frau“, wie Dating, Besuche in der Disco, oder Erlebnisse aus der Schule und dem Berufsleben, spricht. Dabei geht sie offen mit ihrem, nach eigenen Angaben von der gesellschaftlichen Norm abweichenden, Körper um und teilt ihre eigene „Body-Positivity“ mit ihren AbonentInnen. Für sie ist ihr Kanal: „a safe-zone for everybody to enjoy and relate”  (Brittney 2016). Sie erläutert über die Kleidung, die sie trägt, ihre Beziehung zu ihrem Körper und spricht darüber, wie sie ihr eigenes Körper-Selbstbewusstsein erlangte und wie sie dieses im Alltag herstellt.

Brittney 1

Screenshot „Spring Lookbook“ https://www.youtube.com/user/xBrittney89

In ihrer Auseinandersetzung mit Mode, setzt sie sich immer wieder auch mit ihrer eigenen Körperlichkeit auseinander und animiert ihre AbonentInnen zur eigenen, individuellen Beschäftigung  mit Körper und  Bekleidung: „So I challenge you the next time you limit yourself on what you should or shouldn’t be wearing.  Try new things.  Push yourself outside of your comfort zone.  And mostly, try to push out the ideals of society.  Because then you will create more room for your own validation.  And that will empower you more than society will ever do for you” (Brittney 2016). In einem ihrer Videos formuliert Brittney ihren Ansatz noch zugespitzter: „Our worth is not defined by a number on the scale”.

Anschließende Überlegungen

Brittney’s Vlog zeigt, dass diese Art der Auseinandersetzung mit Körperbildern und Mode, über bestimmte Praktiken und Bilder einen alternativen Diskurs zu etablierten versucht. Hier bildet sich ein Gegendiskurs zu den von der Gesellschaft als ästhetisch markierten Körperbildern und deren Visualisierung. Auf ihrem Kanal finden komplexe Prozesse des Aneignens und Aushandelns von Vorstellungen und Praktiken über bestimmte Körperbilder und deren Visualisierung statt. Diese neuen Körperbilder und Diskurse schaffen eine Überbrückung kultureller wie gesellschaftlicher Grenzen in Bezug auf die Konstruktion und Visualisierung von Körpern, die sich außerhalb gesellschaftlicher Normen bewegen und erschaffen zugleich neue symbolische Grenzen, indem Texte, Codes oder Praktiken zu Körperlichkeit und Mode transformiert werden.

Neue empirische Felder

Brittney’s Vlog als ein Beispiel der vielen Mode-Plus-Size-Vlogs, die sich auf You Tube finden, stellt ein interessantes kulturwissenschaftliches Forschungsfeld dar, welches enormes Potential zur empirischen Untersuchung gegenwärtiger Körperbilder bietet. Diese Vlogs zeigen, über welche Praktiken Körperbilder im Web 2.0, in dem die Rezipienten- und die Produzentenebene zusammenfallen, hergestellt werden und wie Körperdiskurse dort konkret verhandelt werden. Vlogs und Blogs dieser Art bieten die Möglichkeit, Fragen nach den Ressourcen und der Handlungsmacht scheinbar unterlegener AkteurInnen zu erforschen und in Zusammenhang mit den neuen Möglichkeiten der Sozialen Medien zu bringen. Untersuchungen dieser Art könnten zeigen, welches subversive Potential aus der dort stattfindenden Aushandlung und Herstellung dicker Körper erwächst und welche Privilegien (aber auch Risiken) aus diesen neuen Bild- und Kommunikationswelten des Web 2.0 resultieren. In Anlehnung an Foucaults Machtbegriff können Fragen nach der Aushandlung, gar Kritik an hegemonialen Vorstellungen von Schönheit, Ästhetik und Körperbildern gestellt und konkret empirisch untersucht werden.


Quellenverzeichnis:

xBrittney 89: A Plus Size Point Of View. URL: https://www.youtube.com/user/xBrittney89 (Zugriff: 31.03.2016).

„Wear the black!“

Farbe als Kommunikationsmittel in der Mode anhand des Schwarz-Weiß-Dualismus in einer Szene aus der Serie „House of Cards“.

Die Szene dauert nur ein-zwei Minuten, das Telefonat wohl noch weniger: „Wear the black!“, sagt ihre Mutter zum Abschied zu ihr. Claire, die gerade auflegt, wird sich für das elfenbein-farbene Kleid entscheiden. Es ist eine Entscheidung mit Symbolkraft, aber machen wir erst einmal einen Schritt zurück.

Selten war das internationale Serienpublikum in den letzten Jahren so angezogen von einem Schauspielpaar wie von den Figuren Frank und Claire Underwood aus der amerikanischen Serie „House of Cards“. Gespielt von Kevin Spacey und Robin Wright, die für ihre Leistungen unter anderem den Golden Globe für die besten Serienschauspieler bekamen, sind die Underwoods ein Duo mit Sprengkraft. Sie haben sich gemeinsam von „unten“ bis an die Spitze des amerikanischen Politikestablishments gekämpft. Sie ehemalige Chefin einer wohltätigen Stiftung, UN Botschafterin und nun First Lady, er ehemaliger Kongressman und nun Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Nach drei Staffeln gemeinsamen Kampfes bekommt die Geschichte einen entscheidenden Wendepunkt. Es kriselt in der Ehe der Underwoods. Längst sind sie nicht mehr eine Einheit oder Verbündete, sie sind Einzelkämpfer. Claire wirft ihrem Mann vor, in letzter Zeit nur noch sich selbst stärker gemacht und nicht mehr für ein gemeinsames Ziel gekämpft zu haben: Claire will ihn verlassen. Sie begibt sich nur noch für Gegenleistungen in die Nähe ihres Mannes Frank. In der weiteren Folge der Serie steht die jährliche Ansprache des Präsidenten an, und Frank braucht die Unterstützung seiner Frau. Längst steckt er in einem knappen Wahlkampf um eine zweite Amtsperiode. Im Gegenzug verspricht Frank, die Bestrebungen Claires um einen Sitz im Kongress zu unterstützen. So kommt Claire Underwood (wieder) in die Situation, ein Kleid für einen besonderen Anlass auswählen zu müssen.

Die Figur Claire Underwood ist stets klassisch, elegant und nicht zu auffällig gekleidet, wie es der Kurier beschreibt.[1] Das hat einerseits mit ihrer offiziellen Position als First Lady und ihrem sozialen Hintergrund (wohlhabende texanische Familie) zu tun, als auch ihrer Stellung innerhalb ihrer Ehe. Claire trägt nie ein zu grelles, gar zu farbiges, noch zu aufreizendes Kleid. Doch heute wird sie aus dem Schatten ihres Ehemannes heraustreten und ihr Kleid wird eine Botschaft senden.

Das Gespräch mit ihrer Mutter ist kurz. Claires Mutter konnte ihren Schwiegersohn noch nie leiden und macht daraus keinen Hehl. Sie unterstützt Claire in ihren Bemühungen für eine Kandidatur um einen Kongresssitz und nutzt dabei jede Möglichkeit, ihre Tochter von ihrem Ehemann zu entfernen.

Bildausschnitt aus House of Cards Staffel 4 Episode 2. © Netflix Inc.

Bildausschnitt aus House of Cards Staffel 4 Episode 2. © Netflix Inc.

Claire hat nun die Wahl zwischen einem weißen oder einem schwarzen Kleid. „Wähle das schwarze Kleid.“ Doch was Claires Mutter wirklich sagt ist: Mach dich stark, Claire. Hier geht es um Farbpsychologie. Wir verbinden Farben stets auch mit Emotionen und Erinnerungen. Farben können uns unterbewusst stark beeinflussen. Sie sind ein subtiles Kommunikationsmittel. So ist es nicht überraschend, dass für Die Presse unter anderem die „kühlen Farben von In- und Exterieur“ auffällig sind, die zu dem „ständig unter Hochdruck“ befindlichen Frank Underwood im schönen Kontrast stehen.[2] Und auch im wahren Politikleben zeigt sich anhand der Kleiderwahl oft so manches Signal. Beliebtes Kleidungsmittel zur Überbringung der Signale bei den überwiegend männlichen Protagonisten der deutschen Politik: die Krawatte. So titelt nach den Landtagswahlen 2016 die Süddeutsche Zeitung zu den aktuellen Koalitionssondierungen im Land Baden-Württemberg: „Baden-Württemberg – Die Sprache der Krawatten“[3] und analysiert dabei die Farbmuster der Binder. Dass es sich bei diesen Bindern um ein mächtiges Instrument handelt, zeigte sich unter anderem 2011, als eine Diskussion um eine Krawattenpflicht bei den Schriftführern im Bundestag entbrannte[4], aber auch als der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras während der griechischen Finanzkrise ankündigte, erst wieder eine Krawatte zu tragen, wenn die Krise vorbei sei. Dass ihm Anfang 2015 vom italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi eine italienische Krawatte in neutralem Grau geschenkt wurde, kann getrost als Signal gewertet werden.[5] „Eine Krawatte ist also nicht nur eine Krawatte, sie steht für etwas.“[6]

Die Natur nutzt ebenfalls Farben zur Signalüberbringung. So ist der Fliegenpilz nicht umsonst im Kontrast zum Grün des Waldes rot gekleidet. Im Tierreich gibt es einige Arten wie den Erdbeerfrosch, die durch ihre für ihre Umgebung untypische Farbe Gefahr beziehungsweise Giftigkeit signalisieren. Auch wir Menschen nutzen dies unter anderem für unser Verkehrssystem, Kennzeichnung von Chemikalien beziehungsweise Kenntlichmachung von Aufgaben und Rechten. Der Designer Otl Aicher hat zum Beispiel mit verschiedenen Farben von Anzügen verschiedene Aufgabenbereiche des Personals[7] während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München kenntlich zu machen versucht. So war das Servicepersonal gelb, die Ordner in blau gekleidet.[8] Durch den „Verzicht auf Gold und das Spektrum zwischen Rot, Purpur und Violett, die für ihn als Farben weltlicher oder kirchlicher Macht kontaminiert waren (Aicher sprach von den „Farben der Diktatoren“)“, wollte er ein farbpsychologisch möglichst neutrales System schaffen. Positiv konnotierte Farben (Hellblau, Hellgrün, Gelb, Dunkelblau, Dunkelgrün und Orange), sollten im Kontrast zu den letzten Olympischen Spielen in Deutschland (1936) stehen und ein weltoffenes und demokratisches Bild Deutschlands zeichnen. [9][10]

Für Claires Kleiderwahl haben sich die Drehbuchschreiber den ultimativen Dualismus von schwarz und weiß ausgesucht. Weiß als Zeichen des Lichts, des Friedens (vgl. weiße Flagge), der Unschuld und Reinheit (vgl. weißes Hochzeitskleid) und des Neubeginns (vgl. weißes, unbeschriebenes Blatt). Schwarz als Zeichen der Nacht, der Macht und Stärke (vgl. schwarze Anzüge in einer heteronormativen Gesellschaft), aber auch des Endes, gar Todes. Dass es bei House of Cards vor allem um Macht und Stärke, Intrigen geht, wird ebenfalls sofort klar, wenn zum Beispiel der Spiegel die Serie als einen „düsteren Politkrimi“[11] bezeichnet oder der Focus von den „dunklen Machenschaften“[12] der Underwoods spricht.

Im Sprachgebrauch ist uns die Kombination „schwarz-weiß“ als Idiom bekannt. Schwarz-weiß-Malerei bezeichnet eine undifferenzierte Sichtweise beziehungsweise starke Polarisierung. Sie werden neben grau auch als „unbunte“ Farben klassifiziert. Diese bestehen nur aus Licht oder der Abwesenheit von Licht und weisen keinen Farbton oder Sättigung auf. Dadurch wirken sie rudimentär, ursprünglich, neutral und lassen keine Zwischentöne oder Nuancen zu. Trotzdem haben wir Menschen ihnen unterschiedliche Bedeutungen gegeben. Goethe hat in seiner Farbenlehre folgende emotionale Zuwendungen zu beiden Farben formuliert: Weiß steht für Reinheit, Sauberkeit, Ordnung, Unschuld, Vollkommenheit, Beruhigung. Schwarz steht für Tod, Trauer, Einengung, Abgeschlossenheit, pessimistisch, hoffnungslos, schwer.[13]

Claires Mutter weiß um diese Bedeutungen und empfiehlt ihrer Tochter ein Kleid, ohne es vorher gesehen zu haben, nur anhand der Farbe.

Claires Mutter: „What are you gonna wear tonight? […]“

Claire: „Well its between black and ivory and to tell you the truth its ivory. Its so beautiful.“

Claires Mutter: „Ohh for god sackes, don´t wear ivory. Even with your figure, it´ll accentuate all the wrong places.“[14]

Claires Mutter: „Was wirst du heute Abend tragen? […]“

Claire: „Entweder schwarz oder elfenbein-farben, aber eher elfenbein-farben. Es ist so schön.“

Claires Mutter: „Um Gottes Willen, trag nicht das Efenbein-farbene. Selbst mit deiner Figur betont es alle falschen Stellen.“

„[…] Es betont alle falschen Stellen“, dass damit nicht die Figur gemeint ist, darauf wird sogar im Halbsatz davor hingewiesen. Das schwarze Kleid uniformiert. Später werden viele Anzugträger um sie herum stehen, das weiß Claire Underwood. Ohne Zweifel ist Schwarz hier die beliebteste Farbe. Sie macht stark, individuell wie kollektiv. Claire will ein Signal aussenden. Dass sich die Figuren selbst auch um die Psychologie und Bedeutung der Farben im Klaren sind, zeigt eine Szene aus der zehnten Episode der dritten Staffel, in der sich Claire ihre Haare wieder blond färbt, nachdem eine Umfrage ergeben hat, dass dies bei der Bevölkerung die beliebteste Haarfarbe für sie sei. Sie will also auch hier mit ihrer Farbwahl Signale aussenden und Sympathien gewinnen. Doch zurück zur Rede zur Lage der Nation und Claires Kleiderwahl: Claire will nicht nur als starke und selbstbewusste First Lady kontrastreich aus der Masse heraus stechen, sie will Frank auch ihren guten Willen demonstrieren, denn sie sind sich einig: kommt sie zur Rede, unterstützt er ihre Kampagne zur Erlangung eines Sitzes. Sie trägt also Weiß. Frieden, Reinheit, Neuanfang. Frank wird dieses Zeichen nicht lesen. Stattdessen wird er während seiner Ansprache die Kandidatur einer anderen Kandidatin verkünden. Eine brutal unabänderliche Wahl, die sich in den folgenden Szenen und Folgen auch in Claires Kleiderwahl widerspiegeln wird. Als sie nach der Rede ihres Mannes wieder ins Weiße Haus[15] zurückkehrt, trägt sie einen Mantel in schwarzer Farbe. Das weiße Kleid ist kaum noch zu sehen, und auch ihr weißes Tuch trägt sie zur Hälfte geknüllt in ihrer Hand. Das Weiß ist fest in Ihrer Hand – gedrückt, gestaucht, zerknüllt, auch das könnte als ein subtiles Signal verstanden werden. Es ist Abend (=dunkel), der Privattrakt des Präsidentenpaares ist nur spärlich beleuchtet. Sie steht vor ihm, aufrecht, geradeaus blickend. Die Körpersprache von Spacey und Wright in diesem Moment lässt den Boden erbeben. Alles ist in diesem Moment von schwarz umhüllt, die Gemüter, der Schatten, der über der Szene liegt und auch Claire Underwoods Kleid.

Bildausschnitt aus House of Cards Staffel 4 Episode 2. © Netflix Inc.

Bildausschnitt aus House of Cards Staffel 4 Episode 2. © Netflix Inc.


Beitragsbild: Bildausschnitt aus House of Cards Staffel 4 Episode 2. © Netflix Inc.

[1] http://kurier.at/lebensart/style/der-stilvolle-snob-die-serie-house-of-cards-wird-zur-mode-inspiration/116.444.450/slideshow

Hier kann auch eine Übersicht der Kleider von Claire Underwood begutachtet werden, die meist in gedeckten dunklen Tönen oder weiß gehalten sind.

[2] http://diepresse.com/home/blogs/phaenomedial/4888924/House-of-Cards_Erster-Trailer-zu-Staffel-vier-

[3]http://www.sueddeutsche.de/politik/baden-wuerttemberg-die-sprache-der-krawatten-1.2912047

[4] http://www.welt.de/kultur/article12278840/Wer-die-Krawatte-nicht-ehrt-macht-keinen-Aufstand.html

[5] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/tsipras-in-rom-eine-krawatte-fuer-bessere-zeiten-13407519.html

[6] http://www.faz.net/aktuell/stil/mode-design/der-niedergang-der-krawatte-und-ihre-gruende-13961387.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

[7] „Selbst die Uniformen des Personals der Olympischen Spiele folgten (bis auf die Bundeswehr) der Corporate Identity.“ http://www.muenchenarchitektur.com/news/25-kunst-kultur-design/16876-otl-aicher-design-olympia-72

[8] http://www.zeit.de/1972/11/vorbild-courreges

[9] http://www.muenchenarchitektur.com/news/25-kunst-kultur-design/16876-otl-aicher-design-olympia-72

[10] Die Anzüge des Olympiapersonals von 1972 können unter anderem in der aktuellen Ausstellung des Ludwig-Uhland-Instituts im HfG-Archiv in Ulm betrachtet werden. Die Ausstellung „Geschmackssachen. Normen, Formen, Kaffeekanne.“ ist noch bis Mitte Mai 2016 zu sehen und thematisiert unter anderem Geschmack als Produkt von Normen. www.geschmackssachen-ausstellung.de

[11] http://www.spiegel.de/netzwelt/web/house-of-cards-intro-von-washington-nach-wien-verlegt-a-976758.html

[12] http://www.focus.de/kultur/kino_tv/house-of-cards-house-of-cards-so-kommt-staffel-drei-an_id_4509346.html

[13] www.zeichnen-lernen.net/kunstkurse/farbenlehre.php

[14] House of Cards. Staffel 4 Episode 2

[15] Zu beachten ist hier auch, dass nicht umsonst das Haus des Präsidenten weiß ist.

 


 

Quellen

 

  • Links zuletzt abgerufen am 22. März 2016
  • https://agadugu.wordpress.com/2010/11/16/farbsymbolik-–-bedeutung-der-farben-iv-schwarz-und-weiss/
  • http://www.faz.net/aktuell/stil/mode-design/der-niedergang-der-krawatte-und-ihre-gruende-13961387.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
  • http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/tsipras-in-rom-eine-krawatte-fuer-bessere-zeiten-13407519.html
  • http://focus.de/kultur/kino_tv/house-of-cards-house-of-cards-so-kommt-staffel-drei-an_id_4509346.html
  • http://kurier.at/lebensart/style/der-stilvolle-snob-die-serie-house-of-cards-wird-zur-mode-inspiration/116.444.450/slideshow
  • http://www.muenchenarchitektur.com/news/25-kunst-kultur-design/16876-otl-aicher-design-olympia-72
  • http://diepresse.com/home/blogs/phaenomedial/4888924/House-of-Cards_Erster-Trailer-zu-Staffel-vier-
  • http://www.spiegel.de/netzwelt/web/house-of-cards-intro-von-washington-nach-wien-verlegt-a-976758.html
  • http://www.sueddeutsche.de/politik/baden-wuerttemberg-die-sprache-der-krawatten-1.2912047
  • http://www.welt.de/kultur/article12278840/Wer-die-Krawatte-nicht-ehrt-macht-keinen-Aufstand.html
  • http://www.zeichnen-lernen.net/kunstkurse/farbenlehre.php
  • http://www.zeit.de/1972/11/vorbild-courreges

 

  • House of Cards. Staffel 4 Episode 2

KÖRPER MIT GEWICHT #1

Autobiografisches

Anfang der 2000er, als alle Mädchen bauchfreie Tops und Hüfthosen trugen, war ich ein pummliger Teenager. Mangels passender Hüfthosen trug ich den „Grunch-Look“: Spitzennachthemden meiner Oma, zerrissene Jeans und sehr viel schwarzen Kajal. Auf einem Konzert, bei dem ich ein besonders durchsichtiges Nachthemd trug, sprach mich ein Typ mit Lederjacke an. Er lobte mich für meinen Style mit den Worten: „Ich finde es cool, dass du dich bei deiner Figur traust so was anzuziehen – voll mutig“.

Dress For The Body You Have

Fünfzehn Jahre später, nachdem Michel Foucault und Judith Butler mir viel über die soziale Konstruktion (geschlechtlicher) Körper beigebracht haben, rief ein Posting auf meiner Facebookseite dieses Erlebnis wieder in mein Gedächtnis:

Screenshot eines Facebookpostings

Screenshot eines Facebookpostings

Das Schild wies mich deutlich darauf hin, mich gemäß des Körpers zu kleiden, den ich habe und nicht gemäß des Körpers, den ich gerne hätte, den pummeligen Körper, den ich einst in durchsichtige Nachthemden gesteckt hatte. Bevor ich weiter nachdenken konnte, hatte schon jemand mit einem weiteren Bild in den Kommentaren geantwortet:

Screenshot der Kommentarfunktion

Hatten ich und mein Nachthemd einst wie diese hervorquellende Melone ausgesehen und wenn, wäre es schlimm? Gibt es ein unausgesprochenes Gesetzt zur Verhüllung sichtbaren Körperfetts und wieso ist Fett überhaupt ein ästhetisches, gar gesellschaftliches Problem? Dieser ausschnitthafte Facebook-Diskurs darüber, wie Dicke (Frauen) sich kleiden sollten, führt zu Fragen nach der sozio-kulturellen Konstruktion dicker (Frauen-)Körper und deren angemessener (oder nicht angemessener) Bekleidung.

Diskursive Körper

Zu Beginn dieser Überlegungen steht die Prämisse, dass Körperbilder einem stetigen Wandel unterliegen und der aktuelle Diskurs über Körper ein historisch gewachsener ist. Davon ausgehend stellt sich die Frage, warum „Normal“- und „Übergewicht“ heute Begriffe sind, mit denen wir unsere Körper im Alltag begreifen und wie es historisch zu einer gesellschaftlichen Problematisierung „übergewichtiger“ Körper und deren Verhältnis zu Mode kam.

Übergewicht und Körperdeutung im 19. Und 20. Jahrhundert

Nach Uwe Spiekermann hängt die Einteilung unserer Körper in bestimmte („gesunde“ und „ungesunde“) Gewichtsklassen stark mit materialistischen Deutungen und Bewertungen des Körpers, die dem späten 19. Jahrhundert entstammen und bis heute die Debatten um Körperwahrnehmung prägen, zusammen. Er beschreibt, wie mit Erlangen der naturwissenschaftlichen Deutungsmacht über Körper im 19. Jahrhundert, quantitative Vorstellungen von gesunden und kranken, normalen und unnormalen Körpern Einzug in die Diskurse um Körperlichkeit hielten und so als Referenzsysteme verwissenschaftlicher Körper dienten. Analogien vom Mensch als Maschine, der eine gewisse Menge Kalorien verbraucht und einen Stoffwechsel mit Grundbedarf hat, reduzierten den Körper auf seine Materialität, wie seine Funktionalität, also der Frage nach „gesunden“, leistungsfähigen oder „kranken“ Körpern (Spiekermann 2008: 43). Der Körper wurde über Maße, Statistiken und Körperformeln normiert, quantitative Vorstellungen von „normalen“ und „unnormalen“ Körpern führten zur Idee eines menschlichen „Durchschnittskörpers“, gar der Idee eines „Volkskörpers“ dessen Individuen als Bruchteile seiner Gattung betrachtet werden könnten (Spiekermann 2008: 44). Diese Ideen vom Normalkörper, so Spiekermann, gingen davon aus, „dass Längen- und Gewichtsproportionen direkte Indikatoren des Gesundheits- und Ernährungszustandes seien – eine Fiktion der wir bis heute anhängen“ (Spiekermann 2008: 45). Die so hergestellten Körpernormen wurden schnell zu Körperidealen, die Körper, unter der Zuhilfenahme eines naturwissenschaftlichen Körpermodells, hierarchisierten. Dabei wurden vielfältige, nicht naturwissenschaftliche Dimensionen des Körpers ausgegrenzt. Bereits im späten 18. Jahrhundert lassen sich geschlechtlich divergierende Körperanforderungen erkennen: Männer sollten kräftig und leistungsfähig, Frauen jung, attraktiv und schlank sein. Historisch betrachtet sein es insbesondere Frauen und ihre Körper gewesen, an denen medizinische, moralische und politische Diskurse über Ideale Maße ausgetragen wurden (und bis heute werden). (Villa/Zimmermann: 2008: 172). Spiekermann zeigt auf, wie sich Körperideale und deren gesellschaftliche Bewertung in den letzten 200 Jahren immer wieder veränderten: Von kräftigen Wohlstandsleibern über dürre Lebensreformer, erste Diätpräparate, die Akzeptanz einer wiedergewonnenen Antike mit Statuen gleichen Körpern, bis hin zur Nacktkulturbewegung, bot das lange 19. Jahrhundert vielfach heterogene Körperideale. Selbst in den Zwischenkriegsjahren, in denen schlanke Frauen in schmalen Kostümen die urbane Kultur prägten, habe es aufgrund der vorherrschenden Unterernährung kein dominantes Schlankheitsideal gegeben (Spiekermann 2008: 50). Auch während der NS-Zeit wurden figurbetonte, kräftige Körper als Ideal propagiert. Diese Körperideale fülliger Frauen und kräftiger, muskulöser Männer blieben auch in den Nachkriegsjahren, so Spiekermann, bis in die frühen 1960er-Jahre, bestehen. Der Bruch erfolgte „nicht zuletzt mit der Sexualisierung und Liberalisierung seit den späten 1960er-Jahren, die eben nicht mehr neuerlich an ein antikes Ideal anknüpfte“ (Spiekermann 2008: 51). Nach Spiekermann sei unsere Bilderwelt bis heute von diesen deutlich schlankeren Körpern geprägt, die sich unter anderem durch die sog. Gesundheitswelle um 1970 als Ideale durchsetzten. Der Diätboom seit den 1990er-Jahren mit den Idealkörpern dürrer Supermodels mündete in den bis heute ökonomisch relevanten Schlankheits- Lebensmittel- und Fitnessmärkten (Spiekermann 2008: 53).

Weiterlesen

Unterwäschewerbung heute – Eine abwertende Reduzierung auf den Körper oder eine ästhetische Darstellung?

Ob an der Bushaltestelle, in Zeitschriften, im Fernsehen oder im Internet – überall begegnen uns Unterwäschewerbungen, in denen Models mit Traumkörpern die neuesten Stücke präsentieren. In Anlehnung an unseren Blogbeitrag über Unterwäschewerbung im Wandel der Zeit, wollte ich mich näher mit der Unterwäschewerbung von heute beschäftigten. Dabei interessierte mich besonders die Frage, wie die Werbung auf die Betrachter wirkt, welche Assoziationen mit den Darstellungen verbunden werden und welche Rollenbilder damit vermittelt werden. Um dies herauszufinden befragte ich sieben junge Frauen und Männer zwischen 20 und 22 Jahren.

Foto

Die Gespräche verliefen sehr anregend und ich war positiv überrascht, wie offen meine Gesprächspartner und Partnerinnen über das nun doch sehr intime Thema der Unterbekleidung sprachen. Sehr interessant war auch, dass sich herausstellte, dass die meisten eher wenig über dieses Thema vor den Interviews nachgedacht hatten und so die Feldstudie meinen Gesprächspartnern die Möglichkeit gab, dies eingehender zu reflektieren. Weiterlesen

Macht macht sexy – aber macht sexy auch mächtig?

DSC_0576

Men’s Health, 2014

Als ich auf der Suche nach Werbungen für Männerunterwäsche in einer Men’s Health blätterte, blieb ich bei einer Fotostrecke hängen und konnte es nicht glauben: So viel Klischee auf einmal!

Ein Mann in elegantem Anzug steht auf einem Balkon und blickt auf eine – mit Kappe, Schmuck, Schuhen und Panties doch leicht bekleidete – Frau zu seinen Füßen. Ich blättere weiter und nochmal: Angezogener Mann schaut fast nackter Frau hinterher.

Leicht „bekleidete“ Frauen, die zum Vergnügen der Männer durch die Gegend spazieren?

Auf den ersten Blick scheinen die Rollen hier klar verteilt. Der Mann steht wortwörtlich über der Frau und schaut auf sie herab, sie dagegen zu ihm hinauf. Auffällig ist auch auf beiden Bildern der Kontrast, der durch die Bekleidung der Models geschaffen wird. Die Männer sind vollständig bekleidet, zusätzlich suggeriert der Business-Stil Macht. Die beiden Frauen sind dagegen nur mit Schuhen und Slips, die jedoch durch einen hohen Bund sehr edel wirken, bekleidet. Die Gegenüberstellung von Oberbekleidung und Unterwäsche bewirken hier ein starkes Machtgefälle.

Wird die Frau hier einmal mehr zum Sexobjekt degradiert, oder steckt doch mehr dahinter? Weiterlesen